MIT ÜBER 400 BIBS IM ROTEN BUCH

Die jährliche Vergabe der Michelinsterne gleicht immer mehr der IAA. Im Mittelpunkt stehen verständlicherweise deutsche Produkte, bzw. Restaurants. Und da ist jedes Jahr eine stolze Zunahme der begehrten Sterne (Aufträge) zu registrieren. Wenn Porsche einen Viertürer vorstellt, kann man sicher sein, dass ein neues Dreistern-Restaurant die Aufmerksamkeit der Gourmets auf sich zieht, so wie einem superstarken Spritsparer von Audi gleich eine Zehnerschaft von 2-Sternern an die Seite gestellt wird.
Der neue Koch mit den begehrten drei Sternen heißt Tho­mas Bühner, sein Restaurant „La Vie“ steht in Osnabrücks Altstadt etwas versteckt, wie der neue Bentley in der Frank­furter Messehalle. Die fast schüchterne Zurückhaltung von VW, mit ihrem neuen Star zu protzen, mag an dem unzeitgemäßen Luxus liegen, den das Prachtauto dar­stellt. So wie das La Vie zwar auch eine erlesene Eleganz ausstrahlt, aber bisher keine aufgeregten Schlag­zei­len produzierte. Das liegt an der Zurückhaltung, mit der Bühner sich zur Avantgarde bekannte, obwohl er so modern kocht wie nur einer der Favoriten. Aber das weiß er: die da im hellen Licht der Scheinwerfer stehen, weil sie nur 3 Liter Super verbrauchen, 200 fahren und weniger als 120 Gramm CO2 ausstoßen, gelten als modern. Doch die Leute kaufen lieber SUVs.
Und noch mehr Golfs. Die entsprechen dem nicht weniger populären BIP. Das ist ein Kürzel für Gasthäuser in der Vor­ stufe eines Michelin Sterns. Also nicht ganz so anspruchsvoll, nicht teuer, aber solide. Damit hat der Guide Michelin 431 Adressen ausgezeichnet. Vierzehn allein in Hamburg, wo man in diesem Jahr statistisch am besten isst.
Insgesamt ein großer Erfolg für die deutsche Gastronomie, die damit, sicherer als bisher, hinter Frankreich den zweiten Platz einnimmt.
Ob man jenseits des Rheins bereits daran denkt, sich einen essbaren Rettungsschirm zuzulegen?

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