In Deutschland, sagt man, gibt es mehr Literaturpreise als Menschen, die des Lesens fähig sind. Man mag dies für ein gehässiges Gerücht halten, das sich gegen Facebook Verblödete und BILD Leser richtet. Vielleicht stimmt es nicht einmal. Die Warnung muss nämlich aus der Zeit stammen, als die motorisierte Bevölkerung noch mit 100 kmh um die Kurven bretterte. Wie sonst wären die Fliehkräfte entstanden, die bei der Weinlese notwendig sind?
Jeder weiß, was sonst noch nötig ist für einen gelungenen Wein. Das ist ein Weinfest, verbunden mit einem Preis. Mich hat es ins Markgräflerland verschlagen, genau gesagt nach Müllheim und Neuenburg, deren Bewohnen sich einig darin sind, dass sie den dortigen Wein, den Gutedel, für besonders bekömmlich halten, und den Winzer Hermann Dörflinger für den ungekrönten König dieser Traube.
Letzterer Umstand erklärt, warum er als Traubenfürst (maximal 11% alc. pro Flasche) alljährlich einen Gutedel-Preis vergibt. Der besteht aus einem veritablen Fass, welches der Preisträger auf offener Bühne dankbar in Empfang nimmt.
Der Preisträger dieses Jahre hieß Tomi Ungerer, der Vorzeige-Elsässer, und ob er wirklich dankbar für das Fass Weißwein war (210 Liter), darüber diskutierten seine Fans noch lange. Denn schon in den ersten Sätzen seiner Dankesrede bekannte er, dass er Rotweintrinker sei und sein Lieblingswein der rote Chateau Haut Brion.
War das nun eine Provokation des Satirikers, oder eine schlichte Ungezogenheit? Dass es ihm Ernst war mit seinem Bekenntnis zum Rotwein, bewiesen die roten Flaschen, die er im Laufe des Abends mit seiner Tischgesellschaft konsumierte, während die Bevölkerung der beiden benachbarten Gemeinden sich mit dem lokalen Weißwein des Hermann Dörflinger amüsierte. Welcher schon allein wegen seines niederigen Alkoholgehalts viele neue Sympathisanten gewonnen haben musste. Ob dem elsässischen Satiriker das Gleiche gelang, ist nicht sicher.
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Wo Dr. Faust zur Hölle fuhr.
Auch die kleinen Winzer im Markgräfler Land laden während des Weinfestes ein.
Staufen im Breisgau. Gutedel trinkt man hier und trockene Silvaner.
Im Gasthaus zum Löwen – sagt man: Hier habe der Teufel dem Dr.Faust „das Genick gebrochen“.