Das neue Buch von Sven Elverfeld

Wieder zu Hause finde ich ein Bücherpaket von solchem Gewicht vor, dass ich mir vornehme, den Briefträger am nächsten Tag mit einem wohlgefälligen Trinkgeld zu entschädigen. Es enthält ein Buch der Collection Rolf Heyne, Sven Elverfeld, 516 Seiten, wenn ich nicht irre (weil die Seitenzahlen, Wasserzeichen imitierend, im Papier verschwinden), und 3400 Gramm schwer, was aber auch nicht gesichert ist, weil meine beiden Waagen (Küche, Badezimmer) für diesen Bereich nicht zuständig sind. Also ein gewichtiges Werk des Buchdrucks, das die Frage aufwirft, warum Kochbücher so monumental und unpraktisch sein müssen.

Die Antwort ist, dass man unterscheiden muss zwischen Kochbüchern, die dem Neuling erklären, warum er ein Kotelett nicht in Butter braten darf (Butter verbrennt, wird bitter und raucht) und Fisch nicht bei 200 Grad Celsius. Das sind die handlichen Bücher, welche die Hausfrau mit in die Küche nimmt, und die früher oder später ehrenhafte Fettflecken aufweisen.

Prachtbände wie „Sven Elverfeld“ hingegen sind keine Gebrauchsanweisungen fürs Spaghettikochen. Hier wird der Leser informiert über den Zustand der derzeitigen Küche, interpretiert durch einen Küchenchef mit Starstatus (sonst hätte er keinen Verleger gefunden) und präsentiert von Fotografen, denen keinen Beleuchtung zu aufwendig und keine Perspektive zu schrill sind, um ihre Originalität  unter Beweis zu stellen.

Im vorliegenden Fall sind alle Beteiligten bis an ihre Grenzen gegangen. Fotografie und Layout sind reines l’Art pour l’Art.

Die Beispiele aus Elverfelds Küche aber sind nichts weniger als ein Katalog der Modernen Küche. Hier kann sich jeder informieren, was es bedeutet, wenn sich die Auguren über die Kochkunst das Maul zerreißen, und was den Gast erwartet, wenn er im „Aqua“ in Wolfsburg einen Tisch bei einem der großartigsten Avantgardisten der deutschen Küche bestellt.

Vielleicht findet er sogar Steckrüben auf seinem Teller – ohne sie zu erkennen. Denn von einem 3-Sterne-Koch darf man keine Anbiederung an Elemente der Hausmannskost erwarten. Die über 500 Seiten sind kein Schulkochbuch, das ehrgeizige Hobbyköche inspirieren könnte, so wie ein Bildband über den 911er keinen Leser zum Rennfahrer macht. Aber wer im Besitz alter Kochbücher aus dem 19. Und 18. Jhdt ist, und diese mit „Sven Elverfeld“ vergleicht, der kann nur staunen, wie die Welt der Gourmandise sich verändert hat.

4 Comments | Hinterlasse einen Kommentar

  1. Einfach ein schönes Leben |

    Lieber Herr Siebeck,

    leider muss ich Sie enttäuschen, denn der „Sven Elversfeld“ hat bereits zwei ehrgeizige Hobbyköche inspiriert, was man hier nachlesen kann:

    http://arthurstochterkocht.blogspot.com/2011/08/kunst-buch-essen-kochen.html

    und hier:

    http://www.chefhansen.de/2011/08/08/don%c2%b4t-stop-the-groove/

    Es grüßt mit inspiriertem Gruße

    Martin

  2. Timm |

    Hast du noch fortfuehrende Informationen dazu ?

    • www.schoenesleben.eu |

      Lieber Timm,

      wenn du mich gemeint hast mit deiner Frage, dann schau dir einfach die beiden Links an, dann kannst du nachlesen, wie sie etwas aus dem Buch von Sven Elverfeld nachgekocht haben.

      Es grüßt

      Martin

  3. I wanted to thank you for this great read!! I definitely enjoying every little bit of it I have you bookmarked to check out new stuff you post.

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