Erst kürzlich beklagte ich mich über Städte mit touristischem Bluthochdruck und zählte Strasbourg dazu. Jetzt besuchten mich Freunde aus Wien und äußerten den Wunsch, das naheliegende Strasbourg zu besichtigen. Ich warnte vor den Horden von Bustouristen, aber es half nichts, und so fuhren wir los. Es ging erstaunlich flott voran, und auch die befürchteten Menschenmassen ließen sich nicht blicken. Dafür hatte der Fischhändler seinen Laden neu eröffnet, und vor dem Münster bettelte nur eine einsame Zigeunerin. Eine ungewohnte Ruhe lag über der Stadt. Die Wiener Freunde waren beeindruckt. So landeten wir zur Mittagszeit begeistert im Burjerstuewel genannten Beisl, das alle Welt Yvonne nannte, weil alle Welt die gleichnamige Wirtin liebte und ihre ungewöhnlich anspruchsvolle Küche. Ich zitterte insgeheim nicht wenig. Seit Jahr und Tag hatte ich hier nicht mehr gegessen, Yvonne war inzwischen tot. Was würde ich vorfinden unter der alten Balkendecke, auf den schmalen Holzbänken? Mindestens ein Wunder! Denn was die Küche produziert ist wunderbar. Die Speisen sind ausnahmslos handgemacht und traditionell elsässisch. Darunter selbstverständlich ein hervorragendes Sauerkraut, es fehlt auch nicht der Fisch im Kraut, diese regionale Delikatesse. Geradezu perfekt war der Kalbskopf, den ich so makellos noch nie gegessen habe. Zum Staunen waren auch die Variationen von der Foie gras, deren Version in einer Creme brulé den hohen Anspruch der Küche überzeugend demonstrierte.
Selbstverständlich gehören auch die Weine, obwohl nicht in übergroßer Menge vorhanden, zu den besten Tropfen des Elsass. Die sich von den deutschen Gewächsen dadurch unterscheiden, dass sie nicht so einen süßen und blumigen Auftritt haben wie unsere Revuegirls.
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„Die besten Tropfen des Elsass, die sich von den deutschen Gewächsen dadurch unterscheiden, dass sie nicht so einen süßen und blumigen Auftritt haben wie unsere Revuegirls.“
Einspruch, werter Meister: De facto verhält es sich seit Jahren leider genau andersherum: Während wir in den 70er und 80er-Jahren noch von Freiburg ins Elsass pilgerten, um der Zuckerpampe à la „Achkarrer Ruländer Fass N°7“ zu entkommen, ist das Elsass weintechnisch seit Jahren auf eben diesen Stand zurückgefallen. Selbst große Namen produzieren süße Plörre – besonders selbstverliebt sind sie in ihre Muscats und Guwurtztraminer, oft aus Kartoffel-Lagen in der Mais-Pampa des Rheintals … es gibt wirklich nur noch ganz wenige (und meist Bio-) Winzer, denen durchgegorene, facettenreiche Weißweine gelingen.
Voilà – der virtuelle Fehdehandschug gilt als geworfen … 😉
.. aber MERCI für den Tipp mit der (wieder lohnenden) Winstub!
Es war mir irgendwie klar, dass nach dem schrecklichen Verriss dieser schönen Stadt dann doch ein irgendwie versöhnlicher Ton fällig sein würde. Den hat der Autor nunmehr nachgeliefert. Wir beklagen an vielen Orten den Verfall lieb gewordener Qualität zu Gunsten des Billigen und meist schlechteren. Die Gastronomie macht da keine Ausnahme. Dies allerdings zu pauschalisieren stellt nicht die Lösung dar. Die Suche nach dem alten und neuem Guten ist heute vielleicht schwerer als früher. Wer sucht wurde aber damals fündig und wird es auch heute. Straßburg habe ich in den frühen 90 er Jahren zuletzt besucht, in Bezug auf diese Stadt bin ich somit nicht mehr aktuell. Ein Mittagessen im La Coccinelle; hausgemachte Entenleberpastete, Fohlen Filet und eine Tarte (vermutlich Apfel), abends dann in Ottrott beim Ami Fritz, an diesen (Ausnahme) Tag der 2 Menues erinnere ich mich wie gestern. Wie Fußball Fans an besondere Spiele. Auch heute würde ich in Straßburg gut essen können, die Wahl des Lokals muss halt vorbereitet sein, war es damals aber auch. Die Sehenswürdigkeiten wird man auch heute noch finden, trotz der vielen anderen Touristen, wenn man denn will. Das gilt weltweit für alle Orte von touristischem Interesse.
Sehr geehrter Herr Siebeck,
auch ich betreibe einen Blog. Dass ich zu dem Thema ‚Essen im Elsass‘ zu einem anderen Ergebnis komme, sollten Sie mir nicht übelnehmen. Vielleicht schauen Sie mal rein? Ansonsten Freue ich mich imm, von Ihnen zu lesen!
Ihr
Peter Ruhr
http://www.badenblogger.de/dr-hans-usm-schoogeloch-teil-1/