SYLT 3

Frau HoffmannDer aufmerksame Leser wird sich fragen, wieso ich in der nach meiner Meinung hässlichsten Stadt der Insel Sylt wohne. Warum nicht im nahe gelegenen Keitum, diesem zauberhaften Dorf am Wattenmeer, dessen Häuser als einzige Bauten der Insel unter hohen und alten Bäumen (vergeblichen) Schutz suchen. Die Immobilientussis finden sie trotzdem. Es sind entzückende Häuser, alle stilgerecht und teuer restauriert und von ebensolchen Menschen bewohnt. Wenn man sie sieht, sind sie in Begleitung jener modischen Hunderasse, die mit ihren eingedrückten Nasen aussieht wie ein platt gesessenes Sofakissen. Glücklicherweise haben wir in Deutschland ein strenges Waffengesetz, das es nicht einmal Keitumer Bürgern gestattet, gegen Touristen Amok zu laufen. Um der Versuchung zum Rechtsbruch zu entgehen, vermieten die meisten Hausbesitzer ihr dekoratives Heim in der Saison und kommen erst aus der Karibik zurück, wenn die Touristen abgezogen sind.

Im Hotel Stadt Hamburg logieren die Gäste ganzjährig. Denn es bietet gewisse Dinge, die es woanders nicht mehr gibt. Zum Beispiel wird man morgens nicht gezwungen, seine Müslis und Marmeladen aus Schüsseln zu schöpfen, in denen gerade ein anderer Gast herumrührt. Mit anderen Worten: Hier wird das Frühstück noch von freundlichen Damen am Tisch serviert. Übrigens zeitlich unbegrenzt. Daraus geht hervor, dass im Hotel genügend Personal zur Verfügung steht, so dass die Küche auf zeitsparende Fertiggerichte (Convenience Food) verzichten kann. Und all diese Damen und Herren sind über die Maßen freundlich.

Damit sollte erklärt sein, warum die Siebecks im Hotel Stadt Hamburg wohnen und nicht in List im A-Rosa, wo man auch gut isst.

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