Aus China ist zu hören, dass sie dort eine Sitte aus Mao Zedongs Kulturrevolution wieder aufgewärmt haben, die Selbstkritik. Damals wie heute bezichtigen sich Parteifunktionäre, dass sie die Lehren des Großen Vorsitzenden nicht befolgen und werden dafür bestraft. Beispiel: Ich habe täglich Champagner getrunken: Tod durch schwimmen im Yang-tze kiang (Gelber Fluss). Die Beatles gehört: Zwangsarbeit im Altenheim. Auch das bei Jung und Alt beliebte Essen von Haifischflossensuppe war verpönt, wer sich dazu bekannte, wurde den Haifischen zum Fraß vorgeworfen.
Nun müssen wir keineswegs gelb vor Neid werden, wenn wir von solchen Fortschritten der Chinesen hören. Auch wir üben uns neuerdings in Selbstkritik, ob aufgewärmt oder bei Zimmertemperatur. Damit ist der Trend gemeint, das Fleischessen zu verdammen. Unter dem Banner des Vegetarismus‘ haben sich 4 Millionen Bundesbürger dazu bekannt, das blutige Gemetzel in ihren Küchen nicht länger zuzulassen. Vier Millionen in einer Generation!
Begonnen hat dieser Trend zum unblutigen Menü möglicherweise mit der ersten Veröffentlichung meines Rezeptes von Kalbskutteln mit Lammnieren. Ich erinnere mich an eine Welle von Leserbriefen; die man heute als shitstorm bezeichnen würde, maß dem Phänomen aber keine weitere Bedeutung bei.
Also, wenn jede Entwicklung so stürmisch wüchse, wenn schadstoffarme Autos mit ebensolcher Geschwindigkeit auf deutschen Straßen auftauchten wie Tofuprodukte auf den Tellern der Deutschen, dann wäre vieles besser.
Den deutschen Vegetariern gelingt, was die Partei DIE LINKE nicht schafft, nämlich eine populäre Stimmung in politische Macht umzuwandeln, die einen Anteil – und zwar einen großen – an der Gestaltung der gesellschaftlichen Zustände in der Bundesrepublik haben könnte.
Vor dreißig Jahren sind sie als kleine Minderheit angetreten, um Millionen Hühner, die in viel zu engen Käfigen dahinvegetierten, das Eierlegen zu erleichtern. Damals waren Asylanten der Vorwand für die neue Tierfreundlichkeit, dann die Rückstände im Fleisch unseres täglichen Schnitzels. Inzwi
schen suchen Experten nach weiteren Gründen des fleischlosen Erfolgs.
Dabei stellte sich heraus, dass das oft beschworene Mitleid mit den schlecht behausten Hühnern nur ein Vorwand ist. Während sich Naturfreunde an krumme Äpfelbäume ketten, um einer Fledermaussorte das Überleben zu garantieren, lassen sie es geschehen, dass geldgierige Massezüchter riesige Hallen bauen, in denen Millionen Hühner ihrer Legetätigkeit nachgehen können. Die reginalen Funktionäre sprechen in solchen Fällen von Arbeitsplatzbeschaffung. Die Vegetarier von Tierquälerei. Niemand fragt aber nach, in welcher Höhe Bestechungssummen gezahlt werden. Denn Selbstkritik al la Mao ist bei uns noch nicht wiederbelebt worden, deshalb würden weder die zuständigen Minister, noch die Ministerpräsidenten eine Antwort geben.
Sie sollten sich ein Beispiel an unseren Vegetariern nehmen, die auf saftige Steaks und aromatische Würste verzichten, um den Massenmord an essbaren Tieren zu verhindern; oder um den Zusätzen im gemästeten Fleisch zu entgehen, denn humane Organspenden sind knapp.
Trotzdem plädiere ich nicht für eine Wiederholung von Maos Kulturrevolution. Es gibt schon genug schwere Limousinen auf unseren Straßen.
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Ich bekenne mich zu teurer Qualität.
Im Rahmen des neu erwachten Gesundheitsbewußtseins und
im Wunsch nach höherer Qualität auch beim häuslichen
Essen und Trinken, verkleinert man ja lieber die
Portion, als daß man mindere Qualität einkauft.
Angenehme Nebenerscheinung: Wir schonen Magen, Galle und Leber
und habe außerdem noch ungleich größeren Genuß!