Es geschieht immer seltener, dass in einem anspruchsvollen Restaurant eine spezielle ‚Damenkarte‘ verteilt wird, wenn eine oder mehrere Damen am Tisch sitzen. Die Spezialität dieser Speisekarte besteht darin, dass sie im Gegensatz zu der Speisekarte für den Herrn keine Preise enthält.
Aus heutiger Sicht geht damit ein übles Kapitel antifeministischer Missachtung weiblicher Würde zu Ende. Es ist jedoch erst wenige Jahrzehnte her, dass europäische Wirte gedacht haben mussten: Wenn das Dummchen nicht sieht, wie teuer Kaviar ist, wird sie vielleicht ein halbes Pfund von dem Zeug bestellen.
Gottlob war das Dummchen nicht so blöd wie der Wirt ein Macho war, und so verschwand diese ehrenrührige Geste fast vollständig aus der Gastronomie. Wo sie immer noch auf Hochglanzkarton entdeckt wird, sollte die betroffene Dame lautstark dagegen protestieren und dazu bemerken, dass sie auch in Parkhäusern keine sogenannten ‚Frauenplätze‘ beanspruche, da sie ihr Auto ebenso geschickt einparken wie ihr Bankkonto beherrschen könne.
Unsere modernen Frauen können nicht nur das (ob sie nun Porsche oder SUV fahren), sie haben von den Männern auch eine Eigenschaft übernommen, die wir Machos ihnen nicht zugetraut hatten. Sie unterscheiden treffsicher zwischen einem Mosel-Saar-Ruver und einem Frankenwein. Das hat sich bei den Kellnern noch nicht rumgesprochen. Folgerichtig kommen sie mit einer einzigen Weinkarte an den Tisch, die selbstverständlich dem männlichen Begleiter in die Hand gedrückt wird. (Weil der Trottel hinterher die Rechnung bezahlen wird.)
Und wie reagiert darauf Madame?
Vorläufig sagt sie nichts, wartet höchstens auf eine Gelegenheit, wie der geile Brüderle sie ihren Schwestern bot, und protestiert nur schwach gegen die erneute Diskreditierung. Ich sehe allerdings den Tag kommen, an dem weinkundige Amazonen die Fleischgabel ergreifen und die Hand des Kellners mit der Weinkarte auf dem Tisch festnageln. Bevor ihm die Sinne schwinden, hört er noch ihr Versprechen:
„Das passiert von nun an allen, die mich dem schlechten Weingeschmack meines Begleiters ausliefern wollen.“
Haha, das ist gut, haha, das bringt mich zum Lachen.
Schön, daß Sie kein Macho sind. Meine Frau ist auch mündig – aber
sie hält mich artgerecht.
Das mit den Frauenparkplätzen ist doch nur ein unerfüllter Wunsch der oben geschilderten Machos. Oder haben Sie dort jemals geparkte Frauen gesehen?
Es ist tatsächlich nicht zu verstehen, daß es immer noch (vor allem in Luxushotels?) — selten aber doch — „Damenikarten“ gibt.
Aber zwei Weinkarten pro Tisch? Die teilt man besser mit allen Tischgenossen und -genossinnen — je nach Lust und Laune (und Kenntnissen).
Denn meist ist schon für _ein_ Exemplar der Wein“karte“ — in Form von ein bis zwei oft voluminösen und schweren Bänden, Ordnern, o.ä. — kein Platz auf dem Tisch.
Früher gab es noch Weinkarten, die tatsächlich „Karten“ waren — gedruckt wie eine Menukarte auf einem großen Kartonblatt, dicht angeordnet in kleiner Schrift. Diese waren bequem zu halten und übersichtlich (alles auf eine Blick, ohne zu blättern!).
Kann ich nur unterstreichen, wie wir Frauen übergangen werden. Ich bin bei uns die Wein affine Hälfte und bestehe selbstverständlich auf einer Speisekarte mit Preisen. Ich kontrolliere auch die Rechnung am Ende, da Mann trotz Brille schon manches übersehen hat!
ich teile die meinung,dass eine damenkarte heute ein leichter anachronismus ist,denn sie wuerde sogar unterstellen,dass die Dame des lesens und schreibens
unkundig waere um im internet die karte nachzulesen.
andererseits interessiert mich die meinung bzw. die hoffnung des wirts nicht die bohne,denn die Dame von
welt weiss auch ohne preise den „wert“ der speisen einzuschaetzen;feminismus oder nicht ,gleichberechtigung oder nicht,eine damenkarte ermoeglicht es aber, die Dame nach bauch bzw.gaumen
sich zu entscheiden, und nicht nach der groesse der brieftasche des galans (bzw. der vermeintlichen freigiebigkeit ).
meine einladung einer dame in ein sternerestaurant in
Paris hatte mir nach bitte um eine damenkarte ein stirnrunzeln eingebracht( ich interpretierte ‚ wieso
verlangen Sie eine selbstverstaendlichkeit‘)(a l‘ aurore des annees 2000).
ainsi, ich versuche drei aspekte auf den punkt zu
bringen :
mein mentor zitierte immer Lili Darvas “ umsonst ist
jede Frau schoen“
die schwester von Brillat-Savarin wird zitiert,nach
dem aufwachen aus einem ohnmachtsanfall im hohem alter : “ vite, vite le dessert.
meine ergaenzung(„begleitung“)aus dem Pariser restaurant hatte grossteils meinen erwartungen entsprochen,in dem sie manche gaenge bestellte, die mich neben meiner bestellung interessierten,so dass
ich ganz und gar meinen egoismus ausleben konnte und
mir ihr gegenseitig „amuse guele“ austauschen konnte.
ich fasse meine forderungen zusammen :
die damenkarte von fall(Dame)zu fall(Dame),
und frauen aller laender vereinigt euch, um alle
maenner (ausser schwule)von den sommelierraengen
zu stossen,denn ihr habt von natur aus die besseren nasen.
Ich denke der Begriff Damenkarte dürfte anachronistisch sein. Gästekarte wäre zutreffender – wobei sich natürlich auch eine Weingästekarte in der Kellnerbibliothek befinden sollte.
Beim alten Meister.
Guten Abend Herr Siebeck,
ein schöner Bericht im aktuellen ZEITmagazin über Paul Bocus.
Frankreichs berühmtester Koch war immer für eine Überraschung gut.
Es gab damals viele Mißverständnisse in Sachen „Neue Küche“,
die er als „La Cuisine du marche“ bezeichnete.
Um eine klare Stellungnahme hat er sich immer herumgedrückt.
Zweifellos war er ein großartiger Koch, aber ebenso ein noch
besserer Geschäfts-und Werbemann.
Er verstand es, zur rechten Zeit die richtigen Leuchtraketen hochgehen zu lassen.
Ich habe die Koch-Ikone P.B. nicht allzu ernst genommen.
Dazu nur Folgendes: Am Wochenende Besuch bei Benoit Violier`s 3 Sternerestaurant in Crissier/Schweiz, 2 Menuekarten incl. deutscher Übersetzung, davon jeweils 2 mit Preisen für mich und 2 Karten ohne Preise, richtig, für meine Frau.
Vielleicht liegt es an den Romands oder der Nähe zur UEFA oder ?????