Alle reden vom Wetter. Nur die Meteorologen nicht. Was ist da passiert? Das Land ersäuft in kaltem Regen; die Bäume finden im nassen Untergrund keinen Halt und kippen auf die Straße; Feuerwehren legen in fremder Leutes Kellern Pumpen an, um die Mäuse vor dem Ertrinken zu retten; nicht einmal die ältesten Bewohner können sich erinnern, jemals einen so kaltes, verregnetes Frühjahr erlebt zu haben. Und was sagen die Fachleute? Sie schweigen.

Jetzt, wo wir dringend auf eine Erklärung für die abnorme Wetterlage warten, hüllen sich die Experten in abweisendes Schweigen. Jeder banale Stau an einer Tagesbaustelle wird stündlich über Funk und iPhone bekannt gegeben; wenn arbeitslose Jugendliche Polizeiautos abfackeln, müssen wir es auf der ersten Seite unserer Tageszeitung lesen. Aber ob das seit Jahresbeginn anhaltende Sudelwetter bereits das Ende der Welt einleitet, wird uns verschwiegen.

Ein Mai ohne Sonnenschein, ohne romantische Gedichte, hat es seit Goethes Zeiten nicht gegeben. Ein Leckerbissen für unsere Welterklärer, sollte man meinen. Aber von Sloterdijk hört man kein kluges Wort. Nicht einmal Kauder (CDU) findet eine christlich soziale Erklärung für die Wassermassen, die von seinem Himmel fallen. Und auch die Kanzlerin – den Wissenschaften, wie man hört, seit Alters her eng verbunden – traut sich nach einem Blick aus der Regierungseigenen A 380 kein Urteil zu. Allenfalls verschränkt sie die Finger vor ihrem Bauch zur Pyramide, und deutet damit das Rätselhafte der nasskalten Wetterlage an.

Es ist ganz eindeutig: der mündige Bürger wird wieder einmal um sein Recht auf Aufklärung betrogen.