EUROPA PARK

Frau HoffmannZufälligerweise lief auf einem Sportkanal die Übertragung eines Eishockeyspiels Schweiz gegen Schweden. Es verwandelte die Burg in eine kreischende, jubelnde, stöhnende alte Schachtel, deren Fensterscheiben vom Gebrüll der Schweizer Zuschauer zitterten, die sich vor meinem TV-Gerät drängten. Es waren nicht wenige Eidgenossen, die ihre Lands­leute anfeuerten. Dass sie sich auf meinen knarrenden Dielen versammelt hatte, geschah nicht, um die Ähnlichkeit der Eishockeyspieler mit den Rittern des Mittelalters festzustellen. Obwohl sie fast aussahen, als habe ein Burgfräulein ihnen einen Handkuss versprochen, wenn sie möglichst viele Gegner niedermachten. Leider konnte ich den Erfolg ihrer Schubserei nicht erkennen, da sich die Braven viel zu schnell auf ihren Schlittschuhen bewegten.

Meine Schweizer Besucher hatten in dieser Hinsicht keine Schwierigkeiten. Es waren hochkarätige Köche und Winzer, die die Burg als Ausgangspunkt benutzten, um badische Gastronomie zu erkunden.

Was lag da näher als ein Besuch im „Ammolite“ auf dem Gelände des Europa Parks? Dieses elegante Lokal im Bell Rock-Hotel hat sich im Laufe der Zeit zu meiner bevorzugten Insel entwickelt, auf die ich flüchte, wenn mich das Elend der System-Gastronomie überwältigt.

Was der Küchenchef Peter Hagen seinen Schweizer Kollegen diesmal vorsetzte, war geeignet, ihnen Ausrufe des Erstaunens zu entlocken. Die besten Schweizer Restaurants wurden zum Vergleich herangezogen, und siehe da, es erging ihnen kaum besser als den Kriegern mit den Hockeyschlägern: 1 zu 5. Tatsächlich ist das neue Hotel auf dem besten Wege, mit seinem „Ammolite“ in die Sternenkategorie vorzustoßen. Das Raffinement bei der Konstruktion der Gerichte, ihre genaue, alle Extreme meidende Würzung, die verblüffende Eleganz des Ambientes und der perfekte Service machen ein Essen hier zu einem Erlebnis, das die Begriffe Genuss und Luxus mühelos mit einander verbindet. Dabei schreckt die Küche nicht vor Verfremdungen zurück, welche, dem gastronomischen Zeitgeist entsprechend, verspielt genannt werden können. Aber nichts wirkt gewollt kreativ. Zusätzliche Freude macht die Vorstellung, wie viel mehr man in einem anderen Spitzenrestaurants für die gleiche Leistung zahlen müsste. Nur die alberne Ouvertüre mit den quellenden, warmen Handtüchern wirkt prätentiös.

Schreibe einen Kommentar