MAIN AUSFLUG

Frau HoffmannVom Weingut „Schmitts Kinder“ in Randersacker sind wir zum Abendessen nach Würzburg ins „Bürgerspital“ gefahren. Das ist erklärungsbedürftig, weil nur wenige Feintrinker je von den außergewöhnlichen Weinen des Fränkischen Familienbetriebs gehört haben, und weil ich normalerweise stets das Würzburger Julius Spital als Schauplatz meiner Silvanerkäufe angegeben habe.

Dabei wird es wohl auch bleiben. Nicht nur, weil mir die mineralischen Weißweine des Julius Spital mehr zusagen, als die milden Verwandten der nur 100 Meter entfernten Konkurrenz; auch das traditionelle Sauerkraut mit Bratwurst – in beiden Gast­stätten das unvermeidliche Massenprodukt einer Großküche – ist für die Gäste in den Juliusstuben sorgfältiger abgeschmeckt.

Ohnehin war dieser Tag dem Rotwein gewidmet, deshalb hatten wir ja vorher die exzellenten Blauburgunder bei Schmitt’s Kinder probiert. Auf diesem Weingut in Randersacker produzieren sie einen ganz erstaunlichen Spätburgunder, er erinnert an die Pinot Noirs, wie sie vor vierzig Jahren unter der Bezeichnung Chambertin in Burgund hergestellt wurden: längst nicht so dunkel und so konzentriert wie heute, scheinbar mit weniger Alkohol belastet und mit einer schon in der Jugend verführerischen Fruchtigkeit. Der sich am Main vor 217 Millionen Jahren gebildete Untergrund aus Muschelkalk gibt den Trauben eine Qualität, die als einzigartig bezeichnet werden kann.

Übrigens nicht nur im Fränkischen Weinbau, sondern überall auf der Welt, wo Reblagen auf Versteinerungen wie Muscheln und Millionen Jahre alte Fischskelette, also auf frühere Meere verweisen, versäumen es die Winzer nie, dem Besucher entsprechende Abdrücke zu präsentieren. Sie tun es mit dem gleichen Stolz, mit dem Anthropologen ein Knöchelchen hochhalten und uns versichern, dass wir nicht vom Affen abstammen.

(Was den aufmerksamen Zeitungsleser angesichts einiger populären Primaten nicht wirklich überzeugt.)

Mit meinen Rotweinflaschen im Kofferraum war ich jedenfalls sicher, das richtige Transportmittel für meinen Ausflug an den Main gewählt zu haben.

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