DIE GARZEIT DES KABELJAUS

Frau HoffmannNach dem radikalen Wetterwechsel am letzten Wochende scheint die Welt verändert. Die CDU hat zähneknirschend einem Kompromiss zugestimmt, wodurch der Quotenfrau, diesem Adoptivkind der Arbeitsministerin von der Leyen, eine mehr als 20-prozentige Chance eingeräumt wurde. 40 Prozent, wie es die Opposition gefordert hatte, durften es nicht sein, so starken Tobak vertragen Ultrakonservative wie Merkel, Kauder und die Familienministerin namens Schröder nicht. Obwohl letztere, das muss ich anerkennen, hart im Nehmen ist. Das zeigt sie bei der laufenden Diskussion um das von ihr geforderte Familiengeld für Mütter, die lieber nicht arbeiten wollen, wenn sie dafür ihr Baby in der Kita abgeben müssten. Denn dort, das wissen die Mütter um Frau Schröder ganz genau, werden die süßen Kleinen von atheistischen Fräuleins mit kommunistischem Gedankengut indoktriniert, so dass sie, wenn sie die Windeln ablegen, linksradikale Parteien bevorzugen. Das wiederum wäre fast so schlimm wie die 17 Prozent Stimmberechtigten, welche eine neue Partei wählen würden, diese Biedermeier-Demo­kraten, die unsere alte D-Mark wiederhaben wollen („…aber nur: mit Bart; aber nur mit Bart!“) Das wäre dann das Ende von Schwarz-Gelb, weil kein halbwegs Rotgrüner deutschnationale Rentner wählen würde.

Eher pflanzt er auf den Verkehrsinseln Gemüse an, wie das fortschrittliche Schweizer Bürger vorschlagen. Die Idee ist verführerisch. Hat doch jede Gemeinde, die etwas auf sich hält, eine Reihe von Verkehrsinseln hintereinander, die sich bisher nur durch die stereotype Naviansage „Fahren Sie geradeaus über den Kreisverkehr, zweite Ausfahrt!“ zu erkennen geben. Deshalb haben die zuständigen Stadträte in ihrer Verwandtschaft nach begabten Künstlern gesucht, die die Mitte der Inseln mit einem dekorativen Haufen schmücken durften, der den Kitschanteil des jeweiligen Ortes steigerte oder einer Gärtnerei für Jahre den Umsatz sicherte, wenn ein derartiger Betrieb unter den Freunden des Bürgermeisters zu finden war.

Wenn dort jetzt Lauch und Kartoffeln angepflanzt würden statt der üblichen Gartenzwerge, würde das nicht nur die Vegetarier besänftigen, sondern auch den Kunsterzieher des städtischen Gymnasiums. Der Ort selbst könnte sich fortan mit dem Zusatz „Die Kartoffel- und Lauchstadt“ als Brücken­kopf der beliebten Regionalküche bezeichnen.

Es müsste lediglich eine bundesweite Aufsicht geschaffen werden, damit nicht in Bayern zwanzig Ortschaften als „Knödels Heimat“ registriert werden und im Schwäbischen nicht doppelt so viele „Maultaschenburgen“ entstehen.

Denn der Nachahmungstrieb ist uns von den Vorfahren vererbt worden. Wie sie vor hunderttausend Jahren die Zähne fletschten, so lächelt heute Frau Aigner in die Kameras, wenn sie ihren Wählern versichert, dass die deutsche Landschaft nachhaltig zerstört wird, damit es den niedersächsischen Großagrariern besser geht.

Eine weitere Folge des Wetterwechsels erleben zur Zeit die Allergiker. Wer auf Birkenpollen und andere Staubmacher allergisch reagiert, der findet Warnungen täglich im Internet bzw. auf seinem Smartphone. Nur wer allergisch auf Smart­phones ist, dem ist nicht zu helfen. Ihm bleibt nur, sich mit den Pferdefleischallergikern zu verbünden und gemeinsam auf eine Quote zu hoffen.

Was für eine Quote? Egal, wenn sie nur wie das Berliner Quotenrennen für Frau von der Leyen entschieden wird. Im katholischen Bayern warten bereits viele Frauen darauf, als Köchin eine quotenmäßige Bedeutung zu erreichen. Aber wie jeder Liebhaber des krossen Schweinebratens weiß, sind Frauen dort als Küchenchefs so selten wie holländisches Pferd in Königsberger Klopsen. Die Handvoll Frauen, welche als Küchenchef in Europa berühmt wurden, sind viel zu wenig für eine Quote. Man hat den Eindruck, alle anderen sind Anhänger von Frau Schröder: Lieber kassieren sie Familiengeld, als sich für die Garzeiten eines Kabeljaus zu interessieren.

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