FRAU HOFFMANN

Frau HoffmannManche Leser (sie nennen sich User, nicht wahr?), die diesen Blog zum ersten Mal anklicken, werden vermuten, in einer Katzenserie gelandet zu sein. Immer wieder die Katze vor dem leeren Fischteller, das muss doch was zu bedeuten haben? Hat es auch.

Gegen jede Erwartung handelt es sich jedoch nicht um eine Daueranzeige des Schöffling Verlags, der wegen seiner Katzenbücher und –kalender unter introvertierten Intellektuellen äußerst beliebt ist (Hundeliebhaber tendieren zu Lübbe), sondern um ein Denkmal für Frau Hoffmann.

Frau Hoffmann lief uns zu an dem Tag, als wir uns von Roland Topors Besuch in der Provence erholten. Wir hatten noch das Bild vor Augen, wie er uns aus dem Rückfenster eines SUVs zuwinkte, mit dem ihn seine nächsten Gastgeber zu einer erneuten Sause abholten.

Ahhhh…, dachte ich. Endlich Ruhe. Doch schon nach wenigen Minuten wurde sie unterbrochen durch ein zaghaftes „Miauuu“. Es kam von unter Barbaras Liegestuhl und gehörte eindeutig nicht zu den üblichen Geräuschen der Provence wie dem Schnarren der Zikaden, den Dudelsackübungen eines zwei Dörfer entfernt wohnenden Kelten und den diversen Dieselmotoren. Barbara richtete sich mühsam auf und schaute über den Rand ihrer Liege, wer da unter ihr Miau machte.

Es war Frau Hoffmann. Die beiden Frauen blickten sich in die Augen, und es war Liebe auf den ersten Blick. Hoffmann war gerade mal drei Monate alt und von der Mama rausgeschmis­sen worden, weil diese einen neuen Lover kennen gelernt hatte. (Das Leben der Katzen entspricht nicht ganz den Erwartungen, die unsere Mutter-und-Kind-Ministerin von einem christlichen Familienleben hat).

Frau Hoffmann blieb 17 Jahre bei uns und benahm sich vorbildlich, war aber ungeheuer eifersüchtig und bekämpfte alle, die auch nur einen Fuß bzw. eine Pfote über unsere Schwelle setzten.

Als sie dann starb, begruben wir sie hier im Burghof. Zur Erinnerung malte Robin, unser Zweitältester, das Ex Libris, mit dem seither jeder Blog geschmückt ist. Manchmal, wenn wir alte Fotos von ihr betrachten, brechen wir in Tränen aus.

2 Comments | Hinterlasse einen Kommentar

  1. Hildegard Reinsch |

    Denken Sie doch bitte nur mit Freude an Frau Hoffmann – sie hatte ja wohl ein tolles Katzenleben mit Küchenanschluß in beiden Häusern
    Schönes Wochenende Hildegard Reinsch

  2. Charles Milton Ling |

    Ihren letzten Satz verstehe ich gut; er geht mir zu Herzen. Was bleibt, ist die Erinnerung. Gäbe es sie nicht, wären wir ärmer, auch wenn sie manchmal zu Trauer führt.

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