AUS DEM DRUCKER GELAUFEN

Frau HoffmannDie Frage ist nicht, ob wir den Wahnsinn aufhalten können – kein Wahnsinn ist je aufgehalten worden, wenn er als ‚Fortschritt‘ auf die Menschheit losgelassen wurde – sondern wie wir den Wahnsinn ertragen.

So langsam sickert es durch, dass wir künftig mit einem 3D-Drucker alles selber machen können; zu Hause, am Schreibtisch. Den Sommerreifen im März, den Schokohasen im April und jeden Morgen frische Brötchen (oder Semmeln, oder Schrippen oder was).

Bei dieser Aufzählung lächeln die Nerds nur mitleidig. Das sei doch erst das kleine Einmaleins. Danach beginne unsere Zukunft, verkünden sie stolz. Und benennen, worauf wir uns vorzubereiten haben im 3D-Zeitalter: Eigenes Design bei der Klobrille; eigene Niere für die fällige Transplantation; eigene Kaffeebohnen für den coffee-to-go; eigene Drohne für die Beseitigung minderwertiger Nachbarhäuser; eine eigene Partei zur Verbreitung sozialer Gerechtigkeit.

Diese ethischen Bausteine unseres Lebens lassen sich demnächst durch den 3D-Drucker herstellen. Auf unserem Schreibtisch. Ohne fremde Hilfe. Natürlich auch ein Gourmet-Menü, das unsere Vorlieben berücksichtigt, so wie das selbstgedruckte Baby mit den Lieblingseigenschaften seines Erzeugers.

Natürlich ist das Wahnsinn. Und ich weiß so wenig wie Frau Merkel, ob wir das aushalten. Wahrscheinlich landen wir – und die zwei nächsten Generationen – zunächst in der Klappsmühle. Aber die danach kommen und ihren 3D-Drucker Papa nennen, halten es für normal, dass ihre Schwester eine Blumentapete ist, und die Mama mit dem Muttergeld und einem durchreisenden Nerd nach Florida gebeamt ist.

Wahnsinn!

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  1. Johanna Bayer |

    Lieber, verehrter Herr Siebeck,

    ich habe mich in München für den 6.2. zu einer Lesung mit Ihnen angemeldet, die leider, angeblich wegen mangelnder Teilnehmerzahl, wieder abgesagt wurde. Ich kann mir das gar nicht vorstellen (mangelnde Teinehmerzahl) muss es aber so hinnehmen. Vielleicht ist auch die VHS München nicht das richtige Forum für Sie und bringt nicht die richtige Zielgruppe, wie auch immer:
    Wo lesen Sie wieder, im süddeutschen Raum, oder in München?

    Ansonsten stehe ich kurz davor, mein ZEIT-Abo zu kündigen, einer der Hauptgründe ist, dass Sie nicht mehr in der ZEIT schreiben. Die langweiligen Rezepte für Bieder- und Kinder-Gerichte, die moralinsaure Vegetarier-Propaganda und die wenig originellen Hinweise auf Omas Küche möchte ich wirklich nicht mehr lesen.

    Das nur am Rande – ich vermisse Sie schmerzlich.
    Mit den besten Grüßen
    Johanna Bayer

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