TOTE BIENEN SUMMEN NICHT

Freiburg wird immer als Freiburg i. Br. erwähnt, obwohl Freiburg a.d.D. (an der Dreisam) zutreffender wäre.

Die Dreisam ist ein Bach, die Eingeborenen nennen sie Fluss, und neben der Dreisam fließt ein anderer Fluss, der Kronenmühlebach. Dieser endet dann im Dietenbach. In ihm leben Fische, unter anderem die Bachforelle. Von aufmerksamen Bachstelzen wurde jetzt gemeldet, dass die Fische im Kronenmühlebach mehr tot als lebendig seien. Tatsächlich sind sie mausetot. Nämlich eingegangen an giftigen Chemikalien.

(Doch, doch, Hans-Dieter, es gibt auch Chemikalien, die nicht giftig sind. Die findest du zwar nicht im Essen, aber in deiner Zahnpasta, mit der du die Rückstände deines Essens aus der Mundhöhle (vulgo Schnauze) fegst.)

Welche Chemikalien es waren, die das von der Bevölkerung tief betrauerte Fischsterben verursachte, lässt sich leider nicht feststellen, da alle größeren Exemplare der toten Fische verloren gegangen waren, bevor man sie gründlich untersuchen konnte. Also ähnlich wie die Nazi-Akten in Thüringen, welche geschreddert wurden, bevor die Mordkommission sie in die Hand bekamen.

Fische schreddern ist nicht unbekannt im Badischen Raum, da die Köche dort Fischklöße und Fischsuppen herstellen, was nicht ohne sorgfältiges Schreddern geschieht. Flüsse vergiften ist ebenfalls nicht unbekannt. Man könnte es einen Nationalsport nennen, eine Disziplin, in der wir Experten sind. Nicht nur im Breisgau, also an der Dreisam, sondern deutschlandweit.

Ebenfalls weit verbreitet ist das Bienensterben und das Verstummen der Vögel. Beide Ereignisse sind in diesem Jahr besonders gut zu beobachten. Man muss nicht einmal, wie bei den Sternschnuppen, zu später Stunde auf einen Hügel klettern, um zu bemerken was da am hellen Tag alles los ist. Es ist nämlich nichts los in den großen alten Linden auf der Burg. Wo in anderen Jahren tausend und abertausend Bienen ihrer Bestäubungspflicht nachgingen, summend und jubilierend über die süße Blütenpracht, war es diesmal still. Nicht nur weil da keine Biene summte (Tote Bienen summen nicht), auch von den Vögeln war nichts zu hören. Auch in diesen Fällen ist nur den Behörden die Todesursache unbekannt. Alle anderen wissen genau, was die Fabriken in die Flüsse leiten und die Bauern in die Lüfte pusten: Es ist der Tod für Bienen, Vögel und Fische. Alles um die Ernährung der Bevölkerung zu sichern.

Dabei ernährt die sich nicht einmal. Sie wird zum Einkauf verlockt und zum Schlucken verführt. Weil ja, wie die Behörden es versichern (die darüber bestens Bescheid wissen), die im Handel befindlichen Lebensmittel keine Gefahr für die Menschen darstellen.

Von den Fischen, den Bienen und den Vögeln redet kein Mensch

3 Comments | Hinterlasse einen Kommentar

  1. Jeeves |

    Die notwendige Anklage hier oben wird zwar wieder nicht helfen, trotzdem: Danke. Ein trauriges Danke.

    • Schorsch |

      Nun die Vögel beenden ihr Konzert Mitte/Ende Juli. Das machen sie jedes Jahr so.
      Derweil blüht der Phlox, die Rosen bilden die ersten Hagebutten. Der klassische Sommer neigt sich dem Ende zu.

  2. Klaus |

    Hier was über die offenbar noch lebenden Bienen des Kollegen Vincent:
    http://www.wielandshoehe.de/html/august4.html

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