PREUSSENS GLORIA

Die Jubiläumsfeiern zu Ehren des preußischen Königs Friedrich II. gehen zu Ende, lese ich. Deshalb will ich in gebotener Eile auch meinen Beitrag dazu leisten, bevor das Feuerwerk völlig verpufft ist.

Wie das Forscherglück auch Unverdiente heimsucht, so fand ich beim Blättern in alten Kochbüchern im vorderen Teil eines der österreichischen Küche gewidmetem Buches ein Dokument, das ganz offensichtlich eine Szene in Sanssouci zu Lebzeiten des Großen Königs beschreibt. Das möchte ich meinen Lesern nicht vorenthalten.

Bevor also die Jubiläumsfeiern zu Ehren von Frau Merkel für ihre Einführung der Kartoffeldiät in Griechenland beginnen, hier der Text des handgeschriebenen Dokuments:

Musikzimmer in Sanssouci, 17…(unleserlich)

Im Musiksalon stehen einige Generäle um Voltaire herum. Friedrich II lehnt mit einer Querflöte unweit eines Hammerklaviers an der Schulter von Mammout, seinem geliebten Windspiel.

VOLTAIRE (flüsternd): Eine Eigenkomposition?

v.ZIETHEN: Wie gewohnt. In C Dur.

VOLTAIRE: Und warum hier und heute?

v.ZIETHEN: Wo sonst? Und heute ist so schlecht wie jeder andere Tag.

KÖNIG (hebt die Flöte an den Mund und ruft dem Pianisten zu): Chopinski, gib Er mir ein A !

CHOPINSKI (der fälschlicherweise die ES-Taste traf): Scheiße. Immer dasselbe. Gottseidank merkt er’s nicht.

KÖNIG: Was ist? Das klingt ja wie…

SAALDIENER (tritt ein und ruft): „Eure Majestät, der Ge­ne­ral von Seydlitz!“

KÖNIG: Soll reinkommen! Alle Wetter, Seydlitz! Wie sieht er denn wieder aus! Kann Er sich nicht die Stiefel putzen?

v. SEYDLITZ: Euer Majestät, der Dreck an meinen Stiefeln bedeutet

Ruhm und Ehre für unser Land!

KÖNIG: Unser Land? Was meint Er damit?

v. SEYDLITZ: Mit Verlaub, ich meine Euer, Euer Majestät Land.

KÖNIG: Na und? Hat Er wieder eine Schlacht gewonnen?

v. ZIETHEN (zu Voltaire): Er hat zu Hause viertausend Schweine. Deshalb die dreckigen Stiefel. Die Schlacht ist nur eine Ausrede.

VOLTAIRE: Wie kommt ein General an viertausend Schweine?

v.ZIETHEN : Er hat noch nie eine Schlacht gewonnen.

KÖNIG: Ein A habe ich gesagt!

PIANIST: Sehr wohl, Euer Majes…

v. SEYDLITZ: Viertausend Gefangene, Euer Majestät! Und fast ebenso viele tote Feinde!

KÖNIG (bläst einen schrillen Ton.): War das ein A?

PIANIST: Gewiss, Majestät, sogar ein schönes A.

v. SEYDLITZ: Mit Verlaub, wir haben den Feind im Morgengrauen mit der 3. Schwadron ange…

KÖNIG (bläst einen anderen schrillen Ton): Und was war das?

PIANIST: Wahrscheinlich ein H…

VOLTAIRE (leise): Wahrscheinlich ein Furz.

v.SEYDLITZ (brüllt): Euer Majestät, wir haben die Österreicher bis nach Blassdorf zurückgedrängt!

KÖNIG: Wie kommen die Dreckklumpen auf den Teppich?

v. SEYDLITZ: Wir haben Eulenburg gefangen und sechs seiner Offi­ziere!

KÖNIG: Musste Er dafür extra absteigen und seine Stiefel so ver­sauen? (deutet mit der Flöte auf den Teppich)

v. SEYDLITZ: Die Husaren haben mir den Gaul unterm Hintern weggeschossen, da musste ich springen, Euer Majestät!

VOLTAIRE: Ein richtiger Springteufel, hein?

KÖNIG (zu Voltaire): Was hat er gesagt, mon cher ami? War’s wieder ein Apercu?

v. ZIETHEN: Wahrscheinlich ein Furz, Eure Majestät!

KÖNIG: Halt Er sich daraus, Ziethen! Er krümelt mir schon wieder

den Teppich voll mit seinem scheußlichen Tabac.

SAALDIENER (mit lauter Stimme): Majestät, der General von Zitzewitz kommt soeben aus Kunersdorf!

KÖNIG: Soll draußen bleiben! (auf Französich zu Voltaire): Schlachten gewinnen und mir die Teppiche ruinieren, das ist alles, was sie können, diese Schweine­bauern. (Friederich II. bläst einen schrillen Ton. Mammout jault).

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