EIN SOMMERHIT

Spaghetti mit Tomatensauce ist unbestritten ein Sommeressen. Es ist ein leichtes Gericht, genug gewürzt um den latent vorhandenen Durst auf jenen Grad zu treiben, wo das Trinken einer kalten Flüssigkeit zum Genuss wird. Darauf, das gebe ich zu, hat man an heißen Tagen größere Lust als auf Gulasch, Schweinsbraten oder Lachs mit Hollandaise.

Sogar ich – der aus meiner Pastaphobie nie ein Hehl gemacht hat – denke mit Wohlwollen an einen Teller Spaghetti mit Tomatensauce. Sollte ich aber (nicht ganz zufällig) die Zutaten für ein Kuttelgericht im Haus haben, hat das Folgen. Ich vergesse die Nudeln sofort und beginne mein Sommeressen.

In meiner Version hat es große Ähnlichkeit mit einem Nudelteller, weil die Kutteln bleich sind wie Nudeln und die Sauce eine (angereicherte) Tomatensauce ist.

Hier eine Information für alle, die Kutteln für einen ekeligen Bestandteil der Vierfüßler halten: Kutteln haben keinen Eigengeschmack. Auch in diesem Punkt ähneln sie den Nudeln. Was mein Kuttelgericht so interessant macht, ist die angereicherte Tomatensauce. Sie wird nicht – wie bei Spaghetti – separat zubereitet, sondern entwickelt sich selbständig beim Kochen der Kutteln.

(Es gibt viele, sehr viele Variationen einer passenden Sauce. Aber hier will ich, der Jahreszeit entsprechend, nur eine leichte, sommerliche Version beschreiben.)

Dazu ist ein sorgfältiges mise en place notwendig. Also lege ich zurecht:

1.) In Streifen geschnittene Kutteln. Wurden sie vorgeschnitten gekauft, empfiehlt sich gründliches Was­serbad, um die letzten Spuren des billigen Essigs auszuwaschen. (1 Kilo Kutteln reicht für 3 bis 5 Portionen)

2.) 2 EL gehackte Zwiebel.

3.) 8 entkernte, grüne Oliven, zerstückelt

4.) 100 g gewürfelte, scharfe Chorizo.

5.) 4 oder mehr in Scheiben geschnittene Knoblauchzehen

6.) 1 Handvoll Tomatenkonkassee

7.) 1 EL Tomatenmark

8.) 1 1/2 Glas trockener Weißwein

9.) 1 zerdrückte Chilischote oder 2 Messerspitzen Cayennepulver

10.) ½ Liter Bouillon

11.) 2 Lorbeerblätter; grobes Meersalz; Olivenöl; evtl. Saft ½ Limone.

Als Kochgeschirr genügt eine große Kasserolle, zum Rühren ein Holzlöffel.

Die Zwiebel werden in heißem Olivenöl gegart, dass sie halbwegs weich aber nicht braun werden. Darauf die abgetropften Kuttel geben und bei großer Hitze die Wasserreste verdampfen lassen. Den Wein angießen und salzen und pfeffern, dann die Bouillon dazugeben.

Nun die Chorizo, die Oliven, den Knoblauch, die Lorbeerblätter und die Tomaten plus –mark unterrühren. Zirka 30 Minuten leicht köcheln lassen, von Zeit zu Zeit die Hitze und die Flüssigkeit kontrollieren und abschmecken. Nachsalzen wird immer nötig sein. Die fertigen Kutteln sollten weich aber nicht zerkocht sein. Und suppig und wirklich ziemlich scharf.

Denn inzwischen habe ich 500 g festkochende Kartoffeln geschält und in Salzwasser gar gekocht. Die machen das scharf gewürzte Gericht auch für Schwangere genießbar.

Dazu trinke ich einen sehr kalten und sehr trockenen Silvaner, oder Weißburgunder oder Sauvignon blanc.

PS. Ich kenne einige Metzger, die verkaufen mir Kutteln am Stück. Dieses Stück (Das Goldene Vlies) sieht aus wie eine Matte für die Duschkabine und ist die bessere Wahl, weil es nicht mit Essig in Berührung gekommen ist, und weil ich es nach meinem Gusto in gleichmäßige Streifen schneiden kann

8 Comments | Hinterlasse einen Kommentar

  1. Gero von Randow |

    Man muss überhaupt viel mehr Silvaner trinken.

  2. Thea |

    Danke für das Rezept. Nun muss ich hier in Berlin noch Kutteln bekommen, was aber sicher kein Problem ist. „Dit jeht aber nur uff Vorbestellung…“

  3. Elisabeth Kaiser |

    Ich würde Kutteln nie essen, doch Ihr Rezept klingt ausgesprochen interessant !!!

  4. Jeeves |

    Sogar in den Jahren nach dem Krieg haben wir sowas (natürlich nicht vom Siebeck verfeinert) an unseren Schäferhund verfüttert, zusammen mit gekochtem Bruchreis. Der Hund wurde sehr alt.

  5. Klaus-Peter Hammer |

    Großer Genussmeister !
    Nehmen Sie Kalbskutteln oder Rinderkutteln ?

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