DEUTSCHER TROST

Was gibt es Schöneres in dieser Hitze? (fragt der Verkaufsleiter den Wüstenwanderer und zeigt ihm eine frostbeschlagene Flasche Bier). Der röchelt hustend (oder hustet röchelnd), während er die zitternde Hand nach der Flasche ausstreckt: „Ein Andechser Bier!“

Kürzer und präziser kann man den Sommerwunsch des leidenden Zeitgenossen nicht beschreiben.

Es sei denn, er läse die FAZ. Dort steht auf der ersten Seite über drei Spalten der geballte Trost, den jeder Zeitungsleser heute braucht: „Merkel spricht Friedrich ihr ‚vollstes Vertrauen‘ aus.“

Endlich, freut man sich erleichtert, hat jemand ein volles Vertrauen in einen anderen. Dass es Frau Merkel ist, die einem CSU-Minister vertraut, ist allerdings erstaunlich. Aber schließlich hat sie such schon dem gegelten zu Guttenberg vertraut, und der Betrüger, der die Bayerische Landesbank beinahe für ein Butterbrot (bayr.: Vesper) verscheuert hat, hätte das auch nicht gekonnt, ohne ihr volles Vertrauen zu besitzen. Ihr Hofstaat besteht genau genommen nur aus Leuten, die ihr volles Vertrauen besessen haben und damit auf die Schnauzen geflogen sind: Der Herr Merz, der wahrscheinlich besser wüsste als Herr Schäuble, wie man die Eurokrise auf einen Bierdeckel unterbringt; der Herr Koch, der den Rot-Grünen mehr Widerstand entgegensetzen könnte als sein ziemlich namenloser Nachfolger; ihr Innenminister Röttgen, der einen kompetenten Umweltminister abgegeben hat im Vergleich zu Herrn Altmeier, der Frau Merkels volles Vertrauen genießt (weil er der Schoßhund der Energiekonzerne ist?), sodann so windige Typen wie den beinahe-Bundespräsidenten Wulff, den ahnungslosen Außenminister Westerwelle, und was da sonst noch im Kabinett antichambrierte und Frau Merkels vollstes Vertrauen genoss. Alles Flaschen. Versager der eine wie der andere.

Der letzte, der ihr persönliches Kainsmal trägt, der Innenminister, ist derart belastet mit Fehlentscheidungen und polizeiinternem Versagen, dass jeder Leser, der der FAZ Schlagzeile „Frau Merkel spricht Friedrich ihr ‚vollstes Vertauen‘ aus“ ansichtig wird, panikartig nach einem Unterschlupf sucht, wo er sich vor ihrer Kaffeesatzpolitik in Sicherheit bringen kann.

Es wird noch soweit kommen, dass sie Horst Seehofer ihr vollstes Vertrauen ausspricht. Das ist der Moment, wo der Papst Bundespräsident wird, in Deutschland die Lichter ausgehen, der Euroschirm im Pfandhaus landet und die Bundeswehr in Bayern Brunnen bohrt und Grundschulen gründet sowie deutsche Frauen vom Wahlrecht befreit.

PS. Natürlich gehen in Deutschland die Lichter nicht aus. Stattdessen erhöht sich der Strompreis für Privathaushaltungen um 50 Prozent.

2 Comments | Hinterlasse einen Kommentar

  1. Hannes Eggel |

    War eben noch ziemlich sauer wegen dem & dem. Aber der Artikel hat mich wieder hochgehoben und richtig fröhlich gestimmt.

  2. Enzo Tebaldi |

    Sehr geehrter Herr Siebeck,

    das Sie einen Menschen wie Herrn Koch eine Befähigung als Vertreter des Volkes zusprechen schockiert mich. Ich bin sicher, daß auch „Die Zeit“ über die „Jüdische Spenden“ Lüge des Herrn Koch geschrieben hat.

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