Endlich in der Villa Kennedy in Frankfurt (a.M.) gegessen. Sie
existiert bereits seit 6 Jahren, aber nie hatte ich Gelegenheit in
dem Prachtbau zu nächtigen. Prächtig ist die Luxusherberge in der
Tat, sie stammt aus der Zeit, als auch das Berliner Schloss das Licht
der Welt erblickte. Es war die Welt des Historismus, als Privatvillen
wie Bankhäuser aussahen, welche wiederum aussahen wie Schlösser, also
eher breit als hoch waren, während man die Schlösser mit
mittelalterlichen Burgen verwechseln konnte. Nicht sehr geschmackvoll
das Ganze, aber sehr solide, was die Dicke der Mauern anging, und,
unserem heutigen Geschmack entgegenkommend, ziemlich protzig.
Mit anderen Worten, Frankfurt hat ein maßgemauertes Stadthotel der
Fünfstern-Kategorie, was jeden Reisenden erfreut, dessen Tom Tom im
Straßengewirr der Innenstadt mal wieder versagt. Die fünf Hotelsterne
haben übrigens nichts mit der Küchenleistung zu tun! Trotzdem esse
ich gern in solchen Palästen; der Service ist dort fast immer
überdurchschnittlich.
In der zur Rocco Forte Gruppe gehörenden Villa Kennedy ist das nicht
anders. Das machte meinen Aufenthalt sehr angenehm. Gegessen habe ich
dort auch, wurde aber nicht von der Küchenbrigade des Hauses bekocht,
sondern von zwei Hobbyköchen, die sich beim Kochwettbewerb der ZEIT
für die Schlussrunde qualifiziert hatten. Sie kochten aber nicht für
die Jury allein, sondern für insgesamt 80 Gäste, was man erst mal
können muss, bevor man zum Pfeffer- und Salzstreuer greift. Die Gäste
durften dann auch den Sieger bestimmen. Der hieß Stefan Lorenzer, und
sein Fischmenü (Fisch war vorgeschrieben) bestand aus einer
Eismeerforelle mit Minzjoghurt, gefolgt von einem Seeteufel mit
Calamaretti, Saubohnen und Chorizo-Hollandaise; Aprikosentarte zum
Dessert.
Der zweite Hobbykoch war Henrik Himpe, der es fertig brachte, seine
Vorspeise aus Tartar vom Galloway mit Austern auf lauwarmen Spinat,
in eine solche Delikatesse zu verwandeln, dass sie jeder Michelin-
besternten Küche zur Ehre gereicht hätte. Wieder einmal erwies sich,
dass unsere Hobbyköche (wo blieben die kochenden Damen? Können doch
nicht alle Veganer geworden sein), auf einem so hohen Niveau kochen
können, dass der Unterschied zu den Profis kaum erkennbar ist.
Am 20. Juli warten zwei weitere Bewerber in München im The Georges
Hotel (ebenfalls Rocco Forte) auf ein weiteres Wettkochen. Ich werde
berichten.
-
Suche
Archive
- Oktober 2015
- September 2015
- Februar 2015
- Januar 2015
- November 2014
- Oktober 2014
- September 2014
- August 2014
- Mai 2014
- April 2014
- Februar 2014
- Januar 2014
- Dezember 2013
- November 2013
- Oktober 2013
- September 2013
- August 2013
- Juli 2013
- Juni 2013
- Mai 2013
- April 2013
- März 2013
- Februar 2013
- Januar 2013
- Dezember 2012
- November 2012
- Oktober 2012
- September 2012
- August 2012
- Juli 2012
- Juni 2012
- Mai 2012
- April 2012
- März 2012
- Februar 2012
- Januar 2012
- Dezember 2011
- November 2011
- Oktober 2011
- September 2011
- August 2011
- Juli 2011
Wie recht Sie haben, lieber Wolfram! Ich durfte in Frankfurt ja auch dabei sein, und mein Lieblingsgang war ebenfalls die Vorspeise von Herrn Himpe.
Und nur für den Fall, dass Sie sich dem Münchner Event auch per Tom-Tom annähern wollen: Stellen Sie besser „Rocco Forte The Charles Hotel“ ein und nicht „The George“. Sonst besteht die Gefahr, dass wir uns erst beim Dessert sehen – oder gar nicht. Was jammerschade wäre.
ist es nicht „the Charles Hotel“ in München ?
Sehr geehrter Herr Siebeck,
Eismeerforelle? Das erfordert ja nun nicht nur einige gastrosophische Erklärungen.
Gruß
M.Bödeker