NEUER BAUER, ALTER MIST

Endlich ist eingetreten, was niemand mehr für möglich gehalten hatte: der Deutsche Bauernverband (DBV) hat einen neuen Präsidenten. Gerd Sonnleitner hieß der alte, er hatte den Job fünfzehn Jahre inne, fast so lange wie Helmut Kohl den seinen. Er war auch so konservativ wie Kohl, und was für diesen die Sozen waren, das waren für Sonnleitner die Grünen. Er hat alles getan, um die Landwirtschaft zu modernisieren, wie er und seine Bauern das nannten. In Wirklichkeit war das ein Bekenntnis zur Massenproduktion, mithin zur effektiven Nutzung der Natur.
In den Augen der Grünen und der Kleinbauern hieß das jedoch ‚Naturzerstörung‘.
Viele Landwirte, vor allem Milchbauern, haben gegen ihn protestiert und einen eigenen Verband gegründet. Für die Grünen war er schlicht ein Lobbyist der Großagrarier und der Pharmaindustrie.
Immerhin war er mitverantwortlich für eine Sparte der Literatur, die ohne seine energische Verteidigung der Massentierhaltung nicht den Erfolg gehabt hätte, der sich in Millionenauflagen der tierliebenden Autoren zu erkennen gab.
Mit einem Wort, alle BIO-Freunde, Tierschützer, Kleinbauern, Hühnerzüchter und Rübenhacker sind froh, endlich einen anderen Präsidenten an der Spitze der am höchsten subventionierten Bevölkerungsgruppe zu wissen.
Der neue heißt Joachim Rukwied, und nach allem was man über ihn weiß, wird er konservativer sein als sein Vorgänger, industriefreundlicher als Alfred Krupp, und alles, was kleiner ist als ein Hangar für 100.000 Zuchthühner, als romantische Kuschelecke für Haustiere bezeichnen. Da er selber einen 3oo Hektar großen Hof hat (deutscher Durchschnitt: 52 h), kann man sicher sein, dass er die Interessen der Großagrarier stets im Auge hat. Das sind Bauern, denen Obstbäume Hindernisse bei der Vermehrung der Mais-Anbauflächen sind, also unrentable Übrigbleibsel einer vergangenen Zeit, die der DBV auf keinen Fall aufs Neue erleben möchte.
Dabei ist unseren Bauern traditionsgemäß das zuständige Ministerium eine wohlwollende Hilfe. Es gehört zum festen Besitzstand der CSU und hat sich bisher allen Neuerungen widersetzt – sofern es sich um landschaftsschonende, nachhaltige Neuerungen handelte, wie sie von Biobauern und ihren Freunden gefordert wurden.

3 Comments | Hinterlasse einen Kommentar

  1. Charles Milton Ling |

    Und wieder muß ich Ihnen von Herzen danken. Die Welt ist wahrlich traurig.

  2. Michael Ludwiog |

    Etwas Besseres kommt selten nach, sagt man. Doch: was, wenn das Vorangegangene schon übel war. In Figur von Herrn Sonnleitner etwa, bei dessen TV-Auftritten eh schon jedem speiübel wurde, weil Otto Normalverbraucher sich an Braun-Deutschland erinnert fühlte. Einerseits mag man beruhigt sein, dass der Erzkonservative aus der Konservenbüchse endlich abdankt. Kann man aber sonst irgendwie beruhigt sein? Keineswegs. Weil nämlich ein womöglich noch schlimmerer Finger das Heft in die Hand nimmt. Herr Rukwied beispielsweise. Der spricht außer hochdeutsch höchstens noch neubäuerisch. Er ist 50, sieht aus wie 65 und großbauert bis ums Verrecken.
    Das sind ja in der Tat schöne Aussichten: Von der Traufe in den Regen und von dort ohne Umweg direkt in die Gülle. Hurra!. Vielleicht interessiert es Herrn Rukwied ja – by the way -, dass auf diesem Planeten Leute versuchen, gut, komfortabel und gleichzeitig umweltverträglich zu leben und dabei alle Wonnen, die uns irgendein Höherer einst gegeben hat, zu genießen. In diesem Sinne: Es lebe der politikfreie Genuss! Und: Es muss kein Ruckwied durch die Agrarlandschaft gehen…

  3. Michael Ludwig |

    So was Blödes aber auch: habe den eigenen Nachnamen falsch geschrieben. Muss Ludwig heißen.
    Grüße aus dem Badischen!

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