HÖCHSTENS ALS MONADEN

Wenn man die Nachrichten dieses Jahres liest, die Meldungen aus den Krisenregionen (Wallstreet, Bankenviertel FFM), wenn man erfährt, dass Morgan Stanley und Moody auch nicht zuverlässiger sind als der Wetterbericht, wenn man dahinter kommt, dass Frau Merkel die Verfassung verbiegt und somit am Rande der Legalität regiert, und man außerdem hört, dass unsere Minister in Rio oder in Mexico oder in Seattle drei Tage mal so richtig unter sich konferieren und, abgesehen davon, dass sie auf unsere Kosten Teppiche für ihr Kaminzimmer transportieren lassen, nichts Gescheites zustande bringen, wenn also hochrangige Regierungsmitglieder nur hochrangige Spesen machen aber keine Anstrengungen unternehmen, die Welt vor dem Untergang zu retten, und hinterher wie der deutsche Umweltminister auch noch versichern, dass es eine erfolgreiche Konferenz gewesen sei; während ihre Kollegen gleichzeitig die Vernichtung ethischer Minderheiten oder politischer Opponenten glauben in Kauf nehmen zu müssen, um Ruhe und Disziplin auf der politischen Landkarte zu etablieren – wenn man all die Lügen, Verdrehungen und platten Statements politischer Ignoranten Tag für Tag vorgesetzt bekommt, bleibt einem nichts anderes übrig, als verzweifelt die Hände vors Gesicht zu schlagen und an den Untergang der Welt zu glauben, den uns die Mayas bekanntlich fürs Jahresende prophezeit haben.

Für alle Leser, denen dieses Lamento zu lang war, weil sie, entsprechend unserem Bildungsprogramm, nicht gelernt haben, lange Sätze zu verstehen, folgt hier eine Kurzfassung der Gründe, aus denen wir alle krepieren werden:

Sie heißen RWE, Nestlé, Monsanto, NATO, Merkel, Schäuble, Altmeier, Google, Seehofer, FDP, Vegetarismus, Mutterglück, Salafisten, Pius Brüder, Boeing, Airbus, EDF, Siemens, Europa Rat, Shell, BP, Ikea, TUI..

Und wenn einem das heulende Elend so richtig am Kragen hat, wenn uns die riesigen Plastikstrudel der Weltmeere noch im Schlaf verfolgen und die Regenwaldvernichtung überall, wo noch Regenwälder stehen, verstärkt wird; die Bohrungen nach Gas von Monokulturen aus Mais und Soja noch übertroffen werden, was die Verseuchung unseres Grundwassers angeht, wenn Nationen nur mit 100 Milliarden Euros vor der Pleite gerettet werden können, während sie 30 Milliarden für Rüstung ausgeben, von den afrikanischen Bürgerkriegen und Hungersnöten ganz zu schweigen; wenn Reisepässe für Babys ausgestellt werden müssen, damit die Bürokratie wieder zunehmen kann

– dann weiß der, der zu lesen versteht, dass unser letztes Stündchen als denkender Mensch geschlagen hat, und wir die Erde künftig als Monaden bewohnen werden. Höchstens.

6 Comments | Hinterlasse einen Kommentar

  1. Axel Hörig |

    In den USA verhungern die Kinder und können sich keinen Arzt leisten.
    Soweit wird es auch bei uns noch kommen, wenn wir immer nur grenzenloses Wachstum anstreben..

  2. Frank |

    Knappe Zusammenfassung, welche die Zustände auf den Punkt bringen. Allerdings glaube ich nicht, dass „die Welt untergeht“, was der Mayakalender auch nicht prophezeit, sondern dass eine neue Zeit beginnt. Es liegt an den Menschen selbst, wie diese gestaltet wird. Ich selber glaube, dass die Menschheit, vor allem im sogenannten Westen, in allerletzter Minute die Kurve kriegt und sich auf menschlichere Zustände besinnt. Eine kritische Mehrheit ist dafür schon vorhanden, auch wenn die Systempresse das ignoriert und nur die Propaganda – Gehirnwäsche – der „Eliten“ verbreitet…

    PS: Unnötig zu sagen, dass Elite = Unmenschlichkeit ist.

  3. Goodtimes |

    Hut ab. Gute Zusammenfassung. Bei ihrer Aufzählung haben sie allerdings die Lubivitscher Sekte vergessen…..http://en.wikipedia.org/wiki/Lubovitch

  4. Dorn Mailand |

    Chapeau! Mir fehlt meist die Ruhe, den Zorn in solch wohlgewählte Worte zu packen… herzlichen Dank dafür!

  5. Wolfgang Kretschmer |

    Nun ja, lieber Wolfram Siebeck, erklären Sie den langen Schmerzensmanntext und die Weltuntergangsfantasien mal Ihren Enkeln. Es gibt immerhin noch die Haeberlins in Illhauesern, das Pic in Valence, Facil in Berlin etc.etc…Eine bestens gelungene Terrine de foie gras und Froschmousseline verdanken sich bei dem Umsatz dieser Produkte, den etwa die Haeberlins haben, ja auch nicht gerade einem besonders netten Umgang mit an sich höflichen Tieren. Weiß doch jeder, dass es auf der Welt in vielen Regionen und Stellvertreterkriegen richtig schlimm scheißig zugeht. Wer sieht denn auch schon die knapp unter der Meeresoberfläche zwischen der US-Westküste und Hawaii dümpelnden Plastikmassen? Doch kann man das glaubwürdig kritisieren und gleichzeitig tolles Essen und Wein genießen? Dies ist eine wahrscheinlich dumme Kritik an einer dummen Weltkritik. Wie eingangs gefragt: Soll ich meinen Kindern und Enkeln nun erklären, dass sie auf diesem Erdball geboren wurden, um nach unserem Dahinscheiden deren Untergang zu erleben, während sie gerade mit ihrem Kaninchen spielen, in dem ich schon den künftigen Braten sehe, auf lothringische Art in sahniger Senfsoße? Also Meister Siebeck: Mehr Mut zur konsequenten Kritik am kapitalistischen Wirtschaften, zu Stärkung junger Seelen, die mal gesehen haben, wie ein Huhn oder ein Schwein unvirtuell geschlachtet werden. Sie müssen bei obigem BlogText echt den Blues gehabt haben. Ich finde es übrigens selbstgerecht, Leuten, die den langen Satz nicht auf Anhieb durchlesen können… ach, das lasse ich jetzt. Ihnen, den Kindern, den Enkeln und Ihrer Frau alles Gute.

  6. Detlev Ascher |

    Lieber Herr Siebeck,
    in der Kürze liegt bekanntermaßen die Würze. So verhält es sich auch bei Ihrer Zusammenfassung der Gründe, warum wir alle krepieren werden – in grundsätzlicher Hinsicht übrigens keine neue Erkenntnis 🙂 . Am Rande sei erwähnt, dass der davor zu lesende Text auch nicht gerade eine intellektuelle Überforderung darstellt. Entschuldigen Sie bitte diese Verletzung Ihrer Eitelkeit. Die Erwähnung des Vegetarismus in Ihrer Auflistung überfordert mich persönlich jedoch um so mehr. Nach meinen Erkenntnissen ist eine vegetarische Lebensweise ( oder gar vegane )in Ihrer „Liste des Bösen“ deplatziert. Aber – sollten Sie über diesbezügliche Argumente und nicht nur ideologisch motivierte Empfindungen verfügen – lassen Sie es doch „die Gemeinde“ wissen. Zumindest sorgen nicht Fleisch fressende Menschen dafür, dass Millionen von sogenannten Nutzieren nicht „gehalten“ werden, nicht krepieren, nicht vorher mit z. B. unzähligen Tonnen Soja und Mais gemästet werden, und so nicht in Form ihrer Exkremente im Wesentlichen zu den beklagten Schäden unserer Umwelt beitragen.

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