BIO FÜR VIELE

Edeka, wir loben dich! möchte man ausrufen, wenn man als Kunde den hiesigen Edeka Supermarkt verlässt. Wie zu hören ist, bekommt auch ein anderer Edeka Supermarkt in der Nachbarschaft gute Noten von gewissen Kunden. Und wahrscheinlich noch ein paar weitere hier am Oberrhein.
Diese ‚gewisse‘ Kundschaft besteht aus Konsumenten, denen es in erster Linie auf die Qualität der Lebensmittel ankommt und nicht auf den Preis. Also aus Leuten wie mich und den vielen anderen einer anspruchsvollen Minderheit, die an den Tiefkühltruhen der SM mit der gleichen angewiderten Miene entlang stolpern, mit der sie auf Regierungs­mitglieder im Fernsehen reagieren.
Dass sie (dass wir) einen Supermarkt loben, kommt selten vor. Einmal war ich Zeuge, wie so ein flacher Bau in Flammen stand. Da habe ich Beifall geklatscht und, als mich ein Nachbar deswegen zur Rede stell­te, geantwortet: „Wieso, ist es nicht bewundernswert, wie die Feuerwehr löscht?“ Eigentlich hatte ich sagen wollen: In Bayreuth wird am Schluss der Götterdämmerung auch geklatscht. Aber ich besann mich rechtzeitig, weil der Mann zu jenen Käufern gehörte, die wegen der 79-Cents-Götterspeise-im-Papp­becher in den SM gehen.
Speisen im Pappsarg gibt es natürlich auch in besagtem Supermarkt; sowie den ganzen Dreck, der in allen diesen Großraumläden feilgeboten wird. Aber hier kaufe ich seit langem jene Bitterorangen Marmelade aus Südafrika, die alle anderen Marmeladen an Bitternis und Fruchtgehalt übertrifft. Hier haben sie schon seit Jahr und Tag eine BIO-The­ke eingerichtet, wo es unter anderem auch bretonische Salz­butter gibt. Aber auch Bio-Lachse verschiedener Provenienz haben sie und überhaupt alles, was schwimmen kann, superfrisch und in Topqualitäten. Bis zum 2 Kilo schweren Bressehuhn haben sie es noch nicht geschafft, das wäre mit 15 € pro Kilo nicht zu verkaufen im Ländle.
Als neuesten Clou bietet der Edekamarkt aber etwas an, von dem ich nie gedachte hatte, dass es jemals den Weg auf unsere regionale Küchenzettel finden würde. Per Flyer machen sie darauf aufmerksam, dass sie 3 Wochen trocken abgehangene Mastochsensteaks haben, mit einer vernünftigen Anweisung für den Umgang mit dieser Delikatesse. Ihr Kilopreis ist nicht höher als der für Edelfische.
Ich will mich hier nicht als PR-Agent für eine Supermarktkette outen. Weder esse ich gerne Rindersteaks noch gehöre ich zu den Freunden des Grillens. Aber wenn die Fein­schmeckerei Fortschritte verzeichnen kann, dann sind es die zunehmenden Möglichkeiten, erstklassige Nahrungsmittel zu finden, ohne dafür den Trüffelhund in einer unserer sechs Großstädte einsetzen zu müssen. Deshalb loben wir jeden Supermarkt, der mit der deutschen Tradition des ‚möglichst viel und möglichst billig‚ bricht. Wenn er dabei die Kriterien für nachhaltige und biologisch korrekte Produkte beachtet (was bei manchen Produkten unvermeidlich ist aber auch Zufall sein kann), so freut uns das umso mehr.

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