PROST MIT PROSECCO

Wieder interessante Neuigkeiten aus Italien. Doch im Gegensatz zum üblichen Alarm wegen gepanschtem Wein, gefälschtem Olivenöl oder Bio-Futter, das nicht Bio ist und als Tierfutter ungeeignet, betrifft es diesmal ein bei uns ungeheuer beliebtes Genussmittel, den Prosecco. Die Neu­igkeit ist, das dieses kribbelnde Freizeitgetränk, dessen Bekanntschaft wir auf jeder Vernissage und bei jeder Geburtstagsfeier – man kann sagen: zu erneuern gezwungen werden. Und es ist nicht einmal die unangenehmste, die wir im Laufe des Lebens schließen.
Der Prosecco ist der Wein einer Region im nordöstlichen Italien. Ursprünglich in der Provinz Treviso angebaut, hat sich der Prosecco zu einem in Massen erzeugten, moussierenden Billigwein entwickelt, sozusagen der Sekt des Hartz IV Empfängers. Er wird auf großen Gütern produziert, maschinell geerntet und genießt alle Segnungen der modernen Technik, was nichts anderes bedeutet, als dass die Herstellung wenig kosten darf, damit die Flaschen weltweit zu möglichst niedrigen Preisen vermarktet werden können.
Dieses Prinzip ist nicht gerade geeignet, Weinkenner jubilieren zu lassen.
All das ist gesetzlich nicht vorgeschrieben, nicht einmal sei­ne Ähnlichkeit mit einem Sekt ist es. Nur sollte er zu 80 Prozent aus der Gleratraube bestehen.
Diesen Freiraum – das ist das erfreulich Neue – benutzen einige Winzer, um mit dem Wein zu experimentieren. Sie begrenzen die Ertragsmengen, blenden den Wein mit in Barriques vergorenem Chardonnay, lassen ihn auf der Hefe stehen (sur lie), verzichten auf Zucker, unterscheiden seine Herkunft je nach Wein­gut, ja, nach bestimmten Parzellen, und suchen so eine neue, bessere Qualität, wie es vor 20 Jahren deutsche Winzer mit ihren Burgunder- und Silvanersorten gemacht haben. Es besteht also die berechtigte Hoffnung, dass eine neue Generation Aperitifwein namens Prosecco entsteht.
Natürlich wird er auf Anhieb nicht die alten Proseccotrinker bekehren, und auf den Vernissagen wird man bei den Billigsorten bleiben
Aber Qualitätsverbesserungen sind ohne Opfer nicht zu haben. Am Ende winkt ein höherer Genuss für den Konsumenten, ein besseres Renommee für die Gastgeber, und die Sonnenuntergänge werden schöner sein, wenn man sie auf der Terrasse mit einem Prosecco der neuen Art begrüßt.

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