DIE LUST AM LAND

Frau HoffmannEs war natürlich keine vernünftige Idee, ausgerechnet zur Reisezeit die Autobahnen zu testen. Obwohl keine Zeit existiert, in der das Fahren auf der Autobahn Vergnügen bereitet; es sei denn die besten Fußballer der Welt kicken gleichzeitig um eine goldene Trophäe. Aber das weiß jeder.
Wohingegen nicht jedem unserer weltreisenden Urlauber aufgefallen sein dürfte, wie ähnlich es in Deutschland ist. Ob in Niedersachsen, in Oberbayern, in der Ortenau oder dazwischen auf dem flachen Lande, wo trübe Flüsse Täler bilden und barocke Herrenhäuser von durchgeregneter Prächtigkeit kün­­­den – überall haben geschmacksamputierte Kommunalpolitiker Spuren ihrer Geschäftstüchtigkeit hinterlassen. Von der überflüssigen Straßenbeleuchtung, vom unnötigen Kreisel, den Schlaglöchern vor dem Freibad und den Untaten des örtlichen Verschönerungsvereins ist die Gegend übersäht mit Hässlichkeiten, die lediglich beweisen, wie stark Bürgermeister, Stadträte und ähnliches Gesocks bestochen worden ist, um derartigen Mist der Umwelt zu hinterlassen.
Die Schuld der Naturzerstörung durch die Bauern, welche beim Anblick einer hundertjährigen Eiche nicht mehr wie früher an ein passendes Geburtstagsgeschenk für den geliebten Führer denken, sondern an den Festmeterpreis, den sie durch Fällen jedes Baumes erzielen können, diese habgierige Mentalität der Landwirte wird durch jeden Quadratmeter evident, den sie mit Mais bepflanzen.
Auch den Zustand unserer Natur darf man als bekannt voraussetzen.
Worüber sich unsere Heimatfreunde jedoch immer noch Illusionen machen, ist der Zustand unserer Gastronomie. Trotz aller gedruckten Landlust ist der ziemlich beschissen. Gewiss gibt es an den bekannten Brennpunkten Luxus und eine hochfeine Küche. Aber wie weit muss man dafür fahren!
Und ein glasierter Schweinebraten mit Klößen, den im Münchener Umland die Anwohner als ‚resch, ehrlich, und echt‘ bezeichnen, würde ich nur ganz selten unter die Delikatessen einreihen.
„Und schon gar nicht ohne Pommes Frites“, wie mir ein Einheimischer treuherzig versicherte.
So war es überall. Ganz klar ist: Die deutsche Freizeitgesellschaft hat zu viele Baustellen, zu viele Kinder und zu viel Geld aus Brüssel. Aber kein Talent, es mit Grandezza auszugeben.

2 Comments | Hinterlasse einen Kommentar

  1. oliver schuster |

    erst mit Schroeder wurde der Bismarck-Mief und die nazi-ideologie aus den zivilgesetzen ausgemerzt,vegetarismus,motorobsession,und agrarindustrie “ unseres“
    diabolischen zwoelfjaehrigen „triumvirats“umzukehren haette wohl einer Hildegard
    Kathrin von und zu Bingen-Medici bedurft.
    Henry Levy und Fritz Eichbauer,Gert von Paczensky,Klaus Besser konnten bislang noch nicht nachhaltig wirken- Wolfram Siebeck hat seine besten buecher ueber Wiener Beisl
    und Pariser Bistrots geschrieben- die Kochpioniere kamen aus Oesterreich,mithin das Land „unseres“ Obervegetarier.
    Fuer die agraische minderfalt kann D im vergleich zu A,I,F,ES nichts,erklaert aber nur bedingt warum in der norddt. metropolregion(~ 50km von zwei meeren entfernt) nur drei nennenswerte Fischrestaurants existieren- und kein vergleich mit einem „Helen “ in Paris.
    Ducasse und Robuchon werden nie ein Restaurant in Berlin eroeffnen,von hamburg nicht zu reden.( in London und New York schon)
    Uebrigens wuerde ich gerne wissen welche pflicht Herrn Siebeck geritten hat, Hennsler aufzusuchen- die karte vorher im internet gelesen zu haben ,konnte es nicht
    gewesen sein.
    Und a propos, Herr Siebeck wohnt nicht zufaellig in einer dt. region in der es sich
    kulinarisch noch aushalten laesst…

  2. fox_bundeshauptstadt |

    Herr Siebeck, ich lasse mir nichts entgehen was von ihnen kommt, beinahe. Diese Geradlinigkeit über die Jahrzehnte zeugt von Charakter. Nur ein Heinrich Heine könnte sie übertreffen. Ein Gourmet hat beinah perfekte Sinne und daher auch ihre politischen Bemerkungen. „Gesocks“ eine Vokabel aus meiner Jugendzeit, voll zutreffend. Was macht Steinbrück, tingelt er wieder durch die von seiner Partei geführten Stadtwerke, macht „bla und hihi“ vor der Belegschaft, bekommt die Kohle auf sein Konto. Schon mehrfacher Millionär?
    Übrigens in ihrer süddeutschen Landschaft, eine besondere Spezialität, die Maggysoße, aus diesem berüchtigten Extrakt.
    Was bleibt uns, wie die Spürhunde die Quellen erspähen. Meine Kartoffeln kommen mit DHL im Karton.
    Aal „grün“ (vermutlich im nördlichen Germanien nur bekannt),ein einfaches Gericht,so etwas niemehr auswärts, zu oft enttäuscht. Ich fahre nach Meck-Pom zum Fischer. Aale mit 2 Kg, das war damals. Die haben erst das Aroma, wenn man es kennt.
    Mit den besten Grüßen
    fox

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