WO HEMINGWAY FORELLEN FING

Frau HoffmannEine stattliche Tanne kann nicht nur auf Wüstenbewohner Eindruck machen. Gehörigen Eindruck sogar, wie ich feststellte, als ich meine Wiener Freunde in den Schwarzwald fuhr. Sie stammen zwar nicht aus der Wüste, verließen mit mir jedoch unsere mittelalterliche Burg, was nur einen geringen Unterschied macht, insofern der Weißwein in beiden Lokalitäten gekühlt wird, damit er genussvoll getrunken wer­den kann. Das wussten die Gäste aus Wien sehr wohl. Dass es sie trotzdem beeindruckte, lag an der Namensgebung.
Die Tanne heisst nämlich Schäcks Adler und ist ein schmucker Gasthof in Oberprechtal, der eigentlich Schäcks Forelle heißen müsste, weil hinter dem Haus ein veritabler Forellenbach vorbeifließt, aus dem der Hausherr frische Fische holt, um sie in ein äußerst delikates Carpaccio zu verwandeln. Denn Herr Schäck ist ein hochbegabter Koch, mindestens so hoch wie eine stattliche Schwarzwaldtanne. Das erwähnte Carpaccio ist – obwohl nicht einmal das Glanzstück seiner Küche – für viele Gäste der Hauptgrund Schäcks „Adler“ in Oberprechtal anzusteuern. Die anderen Gründe kann man auf seiner Speisekarte nachlesen: da ist eine Speise so vielversprechend wie die andere, und davon das meiste selbstgeschossen und selber gefischt. Wie es sich für einen Schwarzwälder Gasthof gehört, in dessen Kellern die Weiß- und Rotweine perfekt temperiert sind.
Es soll nicht verschwiegen werden, dass der „Adler“ auch ein Hotel mit 9 geräumigen Zimmern ist, in denen man gerne schläft, weil man sich auf ein gutes Frühstück freuen kann. Also fast schon ein Geheimtipp, den man nur seinen Wiener Freunden verrät.

7 Comments | Hinterlasse einen Kommentar

  1. Reiner |

    Weit weg von NRW liegt er, der Adler, von dem der Autor hier vorschwärmt. Die Speisekarte hab ich begeistert gelesen. Da war einiges drauf, was meinen Hunger hätte stillen können. Doch was ist mit dem so sehr gerühmten Carpaccio von der Forelle. Früher hätte der Autor hierüber eine Fernsehsendung gemacht oder das Rezept in einem Buch oder der Zeit veröffentlicht. Dann hätte der kochkundige Nichtreisende eine Chance gehabt das Geschriebene nachzuvollziehen. Aber er schreibt ja nicht mehr und im Fernsehen tritt er bestenfalls in einer Talkshow auf, meist unverstanden. Die Erweiterung um eine Rubrik Rezepte an dieser Stelle wäre eine feine Sache. Das erste Rezept könnte dann Carpaccio von der Bachforelle sein.

  2. oliver schuster |

    dem vorkommentator kann ich mich nur anschliessen;das schreiben wird Herr Siebeck wohl nicht verlernt haben bzw. fuer ein rezept hin und wieder wird es noch reichen…

    • fox |

      Es war in Menzenschwand vor etwa zwei Jahrzehnten. Der Bach ging durch das Anwesen, inmitten ein Käfig mit Forellen. Zur Verwendung im gegenüber befindlichen Hotel-Restaurant. Diese Fische waren nach Anlieferung noch etwa 14 Tage im Bach, kamen aus einer Teichzucht, bestens genmanipuliert (Froschgene usw.damals schon). Auf dem Teller wie Forelle im Biß wie lappiger Karpfen. Mag sein, solch Forelle zu etwas Pampigen stilisiert kann einem alten Gaumen noch etwas bieten.
      Wer eine Forelle kennt, hat einen Bekannten, dieser eine private Wasserstrecke strengbewacht. Diese Fische kaum bezahlbar.
      Könnte sein, daß der landesübliche Wein alles Übel zu überdecken vermag.

  3. Udo Fileborn |

    Ach, sehr geehrter Siebeck,

    zuvor habe ich mich auf der extrem enttäuschenden Kolumne im Zeitmagazin ,“Ihrer“ ehemaligen Kolumnenseite, gelangweilt.
    Mich sehnte es nach einem Siebeck.
    Also rüber- ich weiß ja , wo Siebeck ist.-Und siehe da: „Wo Hemmingway Forellen fing“ . Der Zufall wollte es, dass ich vor kurzem mit meiner kleinen Tochter im Oberprechtal war. Der Genuss bei Schäcks Adler aber war uns verwehrt. Spontan ist dort leider kein Tisch zu bekommen.(Dorthin wollte ich, weil ich mir einen Tipp aus einer früheren Kolumne von Ihnen gemerkt hatte )Ihre Wiener Freunde haben wohl das Lokal okkupiert.
    Nun schreibe ich Ihnen zum ersten mal, meiner Vorredner wegen.
    Bitte kein Rezept ! Höchstens eine Andeutung, was dieses Carpaccio denn so auszeichnet. Die fehlt mir, ebenso wie die Anekdote über Hemingway, die ich mir nachzureichen erlaube:
    Als Auslandskorrespondent besuchte er das Oberprechtal, weil es dort die größten Forellen zu angeln gab. Nach langem Fußmarsch erreichte er ausgehungert mit seinen Freunden sein Ziel-und wurde von dem ersten Gastwirt aufgrund dessen Ausländerfeindlichkeit abgewiesen. Er landete im „Rössl“ , an dem er in seiner niederschmetternden Kritik kein gutes Haar ließ.(Zu Unrecht im Übrigen) Besonders die Wirtin hatte es ihm angetan.“Ein Pferdegesicht, wie es nur eine deutsche Bauersfrau habe kann“.
    Eine Forelle hat er trotz größten Einsatzes nicht gefangen.
    P.S.: Vor kurzem ist es mir endlich gelungen, „Kochen bis aufs Messer“ zu ergattern.
    Es hat mich zum Kochen gebracht- weil es keine Rezepte enthält.

    • Reiner |

      Ein kleiner Tip. Viele der leider vergriffenen Siebeck Bücher gibt es gebraucht bei Amazon. Sie wären erstaunt, dass man für kleinstes Geld herrliche Bücher erwerben kann. Ich hab sie leider (glücklicherweise) schon alle, erworben zum Normalpreis.

  4. Christian B. |

    Bei aller Liebe … reicht’s nicht allmählich mit der Promotion-Unterstützung?
    Das haben Schäck’s gar nicht nötig … und das legendäre Forellen-Caraccio ist mehr optische denn gastronomische Kunst … kein Hexenwerk, aber hoch-ässthetisch!

  5. Uta Bühler |

    Liebe Frau und Herr Siebeck,

    ich hoffe, Ihnen beiden geht es gut?! Vermisse ein bisschen neue Einträge hier im Blog. Aber: Mich tröstet das Buch einer Dame mit flotter Feder und roter Handtasche, die ihren Mann immer respektvoll „der Siebeck“ nennt. Macht Spaß zu lesen!
    Herzliche Grüße
    Ihre
    Uta Bühler

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