Kann es Schöneres geben, als in einer Epoche der Krisen und des Chaos‘ ruhig auf dem Sofa zu sitzen, die Katze zu kraulen und die Reste vom Weihnachtsgebäck zu knabbern? Es ist eine Idylle. Eine Idylle, wie sie sich der deutsche Spießer vorstellt.
„Aber“, wendet Herr A. ein, „was ist daran denn spießig?“
„Dass du“, gibt Frau A. Auskunft, „nicht einmal den Fernseher einschaltest. Aus Furcht, den Bundespräsidenten sehen zu müssen.“
„Den von der Bundesliga?“
„Nein, den von der Merkel-Liga.“
Herr A. kratzt sich den Kopf.
„Ist das schon ein neuer?“
„Keine Ahnung. Die wechseln sich ab wie Tiefdruckgebiete.“
Herr A. denkt an die Fraktionsvorsitzenden der FDP und nickt verständnisvoll. Dennoch beginnt er wieder von vorn:
„Und was ist daran spießig?“
Im Glauben, mit dem meteorologischen Beispiel alles erklärt zu haben, wählt Frau A. ein anderes Thema: „Von diesen Chips wirst du nur fett. Fett wie ein Spießer.“
„Aber ich esse doch keine Chips. Das hier ist Bröckelkeks von Weihnachten.“
„Der ist fast genau so schädlich.“
„Schädlich für wen oder was?“
„Für die ökologisch-diätistisch-nachhaltige Lebensweise, die anzustreben uns geraten wird.“
„Genügt nicht eine Pille?“
„Könnte dir so passen. Zum Runterschlucken brauchst du dann mindestens einen halben Liter Wein.“
„Wenn sie nachhaltig sein soll…“
„Wer, die Pille?“
„Nö, die Lebensweise.“
Frau A ist alarmiert. Sie lässt sich neben ihrem Mann aufs Sofa fallen. Die Katze springt erschreckt auf den Teppich und schleicht in die Küche.
Herr A: Was soll das?
Frau A: Was soll was?
Herr A: Warum machst du so einen Terror?
Frau A: Wenn hier jemand Terror macht, dann du! Sitze ich vielleicht den ganzen Tag auf dem Sofa und starre auf den ausgeschalteten Kasten?“
Herr A: Du würdest ihn anmachen und den Präsidenten ku-cken, oder?
Frau A: Und was ist dabei? Hat der Mann nicht alles Recht, von seinen Wählern angekuckt zu werden?
Herr A: Willst du damit sagen, du hast diese Lusche gewählt?
Frau A: Jopi Heesters wäre dir wohl lieber gewesen, oder?
Herr A: Wir hatten mal einen Präsidenten, der sang ‚Hoch auf dem gelben Wagen‘.
Frau A: Normalerweise fahren die Bonzen in schwarzen Limousinen.
Herr A: Der war von der FDP.
Frau A: Hast du den denn gewählt?
Herr A: Du weißt doch, dass ich keine Volkslieder mag.
Frau A: Und wenn er das Deutschlandlied gesungen hätte?
Herr A: Das überlass mal dem nächsten Präsidenten.
Frau A: Dem von der Oberliga?
Herr A: Ne, dem Berliner.
Freu A: Die Miriam von nebenan war gerade mit der Klasse in Berlin. Sie fand’s supergeil!
Herr A: Diese Kinder finden alles supergeil.
Frau A: Ja, ich weiss. Die Bundespräsidentengattin und den Guttenberg.
Da erschrickt der Mann so sehr, dass er aufspringt und der Katze auf die Pfote tritt, welche zum Sofa zurückgekehrt war. Sie schreit, Herr A flucht, und Frau A greift zur Fernbedienung.
Frau A: Warum ich hergekommen war: Willst du Spinat oder Mais zum Fisch?
Herr A: Fisch? Du weißt doch, dass ich keinen Fisch esse.
Frau A: Ja, weil du Angst hast, an einer Gräte zu ersticken, du Feigling!
Herr A: Was heißt Feigling? Bei deinen Kochkünsten ist es ein Wunder, dass unsere Familie nicht ausgestorben ist.
Frau A: Unsere Kinder haben sie jedenfalls überlebt, meine Kochkünste!
Herr A: Ja, weil sie alle früh aus dem Haus geflohen sind.
Frau A: Kuck mal, die Merkel!
Herr A: Mach aus! Gleich knutscht sie wieder mit dem Franzosen.
Frau A: Seinetwegen trägt sie immer diese flachen Latschen, damit sie nicht größer wirkt als er.
Herr A: Dafür ist sie dicker.
Frau A: Da, der Lafer auf dem Ersten! Ist der nicht süß?
Herr A: Mach bloß aus!
Die Katze schlägt nach der Fernbedienung in der Hand von Frau A.
Frau A (zur Katze): Lass das! Die anderen kochen auch nur vegetarisch.
Herr A: Was heißt die anderen? Hast du mir nicht gerade mit Spinat oder Mais gedroht?
Frau A: Selber Schuld, wenn du dich vor Gräten fürchtest.
Herr A: In Amerika ersticken jedes Jahre tausende an Fischgräten.
Frau A: Wie viel denn nun? Eintausend? Zehntausend oder hunderttausend?
Herr A: Wovon redest du? Von den Zinsen, die ein Ministerpräsident für seinen Hauskredit zahlen muss?
Frau A: Von den Angsthasen, die sich vor meinem Essen fürchten.
Herr A: Wenn die Amis nach deinen Rezepten essen müssten, wären die Amerikaner ausgestorben.
Frau A: Fein, dann hätte ein neuer Kolumbus etwas zum Entdecken.
Herr A: Zum Beispiel was?
Frau A: Für dich ein Fisch ohne Gräten.
Herr A: Zwecklos. Du würdest auch in einen Vanillepudding Gräten einbauen.
Frau A (zur Katze): Dabei habe ich ihm die Wahl gelassen zwischen Mais und Spinat!
Herr A: Mach bloß den Kasten aus! Da isser wieder, der Präsident.
-
Suche
Archive
- Oktober 2015
- September 2015
- Februar 2015
- Januar 2015
- November 2014
- Oktober 2014
- September 2014
- August 2014
- Mai 2014
- April 2014
- Februar 2014
- Januar 2014
- Dezember 2013
- November 2013
- Oktober 2013
- September 2013
- August 2013
- Juli 2013
- Juni 2013
- Mai 2013
- April 2013
- März 2013
- Februar 2013
- Januar 2013
- Dezember 2012
- November 2012
- Oktober 2012
- September 2012
- August 2012
- Juli 2012
- Juni 2012
- Mai 2012
- April 2012
- März 2012
- Februar 2012
- Januar 2012
- Dezember 2011
- November 2011
- Oktober 2011
- September 2011
- August 2011
- Juli 2011